© FEMNET Rechtshilfe-App für Arbeiter*innen im Bekleidungssektor Textilarbeiter*innen in Bangladesch sehen sich oftmals mit enormen Arbeitsrechtsverletzungen konfrontiert. Zwar verbesserte sich die Arbeitssituation in Folge der Rana-Plaza-Katastrophe im Jahr 2013 leicht, dennoch gehören Verletzungen des Arbeitsrechts weiterhin zum Alltag der meisten Arbeitnehmer*innen. Beschwerdemechanismen funktionieren nicht oder sind gar nicht erst verfügbar. Daher startete FEMNET im Juli 2023 ein dreijähriges Projekt zur Entwicklung einer Rechtshilfe-App für Arbeiter*innen im Bekleidungssektor gemeinsam mit dem Bangladesh Legal Aid and Service Trust (BLAST). Obwohl Fabriken generell dazu verpflichtet sind Beschwerde- und Abhilfemechanismen einzurichten, bieten nur etwa 4% der Fabriken ihren Arbeitnehmer*innen die Möglichkeit eines entsprechenden Beschwerde-Instruments. Gleichzeitig fehlt es auf der Seite der Beschäftigten oftmals an ausreichendem Wissen über die eigenen Rechte. Das betrifft besonders Frauen. Laut einer FEMNET Studie kennen 81% der weiblichen Beschäftigten weder ihre Rechte noch entsprechende Rechtsmittel. Die bisherige Reichweite Insgesamt wurden 3.000 Arbeiter*innen und 100 TU-Mitglieder (ohne Überschneidungen) geschult, 17.000 Nutzer*innen haben die App heruntergeladen, 2.063 Arbeiter*innen haben über die App rechtliche Unterstützung erhalten. Zwei Smartphones mit der Rechte-App. © BLASTDie App Sromik Jigaysha (zu englisch „Workers Queries“) soll den Zugang zu Informationen und Rechtsbeistand für Arbeiter*innen vereinfachen. Die Sromik Jigaysha richtet sich an Textilarbeiter*innen, insbesondere an Näher*innen von Konfektionsware, Mitglieder von Selbsthilfegruppen und Gewerkschaften aus vier Bezirken: das Fotulla und Cashara Fabrikgebiet in Narayanganj, das Jatrabari Fabrikgebiet in Dhaka, das Shagorika Fabrikgebiet Chittagong, sowie das Konabari Fabrikgebiet in Gazipur. Die App bietet den Betroffenen eine anonyme und vergleichsweise einfache Möglichkeit, ihre Beschwerden vorzubringen. Eine vergleichbare App, die auf die Bedürfnisse von Arbeiter*innen zugeschnitten ist und sie bei der Einforderung ihrer Arbeitsrechte unterstützt, gibt es bisher nicht. Die App ermöglicht einen einfachen und niedrigschwelligen Zugang zu Informationen über Arbeits- und Menschenrechte. Zudem wird ein Beschwerdekanal angeboten, der beispielsweise über Messenger-Dienst oder E-Mail erreichbar ist. Auch können Arbeiter*innen direkt mit BLAST in Verbindung treten, um rechtliche Hilfe und Beratung zu erhalten. Auf diesem Weg soll das Rechtssystem für marginalisierte und diskriminierte Menschen zugänglich gemacht werden. Laut BLAST haben über 80% der Arbeitnehmer*innen Zugang zu einem Smartphone, sodass rund 5.000 Menschen von dem Projekt profitieren sollen. Im Zuge des WEARS Projekt, welches der Befähigung von Arbeiter*innen und Gewerkschaften im RMG-Sektor diente, wurden die Arbeiter*innen über Sensibilisierungsveranstaltungen und Schulungen innerhalb von Selbsthilfegruppen in einigen Bezirken erreicht. 16 Selbsthilfegruppen wurden neu eingerichtet und zahlreiche Gewerkschaften erhielten Schulungen über die Nutzung der App. Weiterhin wurde über die sozialen Medien eine geschlossene Gruppe auf Facebook gegründet, die sich an Arbeiter*innen aus Gazipur und Chittagong, aber auch aus Ashulia richtete. Werbeplakate für die Arbeitsrechte App von BLAST. © FEMNETDennoch besteht weiterhin Ausbaubedarf bei der Gestaltung und Bedienung der App. Auch soll die Zusammenarbeit mit Gewerkschaften und Selbsthilfegruppen weiter ausgebaut werden. So könnten Selbsthilfegruppen und Gewerkschaften als Multiplikator*innen agieren, miteinander vernetzt und/oder in die Entwicklung der App miteinbezogen werden. Diese Punkte werden im weiteren Verlauf des Projekts adressiert. Unsere Ziele Einrichtung von Beschwerdemechanismen: Das Projekt verfolgt mit der Sromik Jigaysha App die Einrichtung eines wirksamen und einfachen Beschwerdemechanismus. Über die App soll der Zugang zu Informationen und Rechtsbeistand für Arbeitnehmer*innen vereinfacht werden. Schulungen: Gewerkschaften und Selbsthilfegruppen sollen im Umgang mit der App geschult werden, sodass sie als Multiplikator*innen eingesetzt werden können. Zudem sollen sie darüber stärker in die weitere Entwicklung der App miteinbezogen werden. Gewerkschaften und Partizipation: Die Gewerkschaften können in diesem Rahmen als Multiplikator*innen agieren und auf diesem Wege die Betroffenen zu einer aktiven Partizipation anregen. Auf einen Blick - Themenbereich: Unternehmensverantwortung (CSR) / Lieferkettengeset - Land: Bangladesc - Laufzeit: Juli 2023 – Juli 2026 - Partnerorganisationen: FEMNET Bangladesh Legal Aid and Service Trust (BLAST), Bangladesch - Projektleitung: Daniela Bartsch, FEMNET - Projektförderung: Engagement Global mit den Mittel des BMZ zurück