Gendergerechter
Gesundheitsschutz

„Es sind Frauen, die den Bekleidungs- und Schuhsektor maßgeblich tragen. Die Branche muss sich gemeinsam dafür einsetzen, dass Frauen einen sicheren und gesundheitsfördernden Arbeitsplatz haben, sonst kann der Sektor auf die Dauer nicht fortbestehen.“
  - Lisa Carl -

Multi-Akteurs-Partnerschaft zu gendergerechtem Gesundheits- und Arbeitsschutz

Die meisten Beschäftigten in der Schuh- und Textilindustrie sind Frauen. Deshalb treffen diese auch die Folgen der oft gesundheitsschädlichen Arbeitsbedingungen besonders. Das Geschlecht beeinflusst Risiken und Bedarfe: Gewalt und Diskriminierung, Überstunden und die Doppelbelastungen von Care- und Lohnarbeit setzen Frauen in besonderem Maße Arbeitsunfällen und Krankheiten aus. Genderspezifischer Arbeits- und Gesundheitsschutz fehlt weiterhin.

Gesundheitliche Gefahren:

  • Hohe Unfallgefahren durch Übermüdung, fehlende Sicherheitsvorkehrungen und mangelnde Aufklärung
  • Physische Gefahren wie Hitze, Lärm und Chemikalien
  • Ergonomische Gefahren durch schlechte Körperhaltung
  • Körperliche Gefahren durch mangelhafte Ernährung, sexualisierte Gewalt und hohen Arbeitsdruck
  • Psychosoziale Gefahren durch Stress, Doppelbelastung, Gewalt und Ausbeutung

Gesundheit ist ein anerkanntes Menschenrecht. Von einem akzeptablen Gesundheitszustand sind die meisten Arbeiter*innen, die in der Bekleidungs- und Schuhindustrie Indiens und Indonesiens arbeiten, jedoch weit entfernt. Die überwiegend weiblichen Beschäftigten sind dabei einem besonders hohen Gesundheitsrisiko ausgesetzt. Das gilt umso mehr, wenn sie als Heim- und Wanderarbeiterinnen von Mehrfachdiskriminierung betroffen sind.

Durch die hohe Arbeitsbelastung und unzureichende Sicherheitsvorkehrungen kommt es häufig zu Verletzungen und Verstümmelungen sowie zu chronischen und psychischen Erkrankungen. Zugang zu sauberem Wasser und angemessenen sanitären Anlagen fehlt vielerorts – oder wird von Vorgesetzten eingeschränkt. Menstruation, Schwanger- und Mutterschaft sind häufig Anlässe für Diskriminierung. Aus Angst vor Lohnkürzungen oder Kündigungen werden gesundheitliche Beschwerden von Arbeiterinnen oft heruntergespielt oder verheimlicht.

Die Corona-Krise hat die Situation der Arbeiterinnen weiter verschärft. Durch Preisdruck und flexible Vertragsverhältnisse haben sich Zulieferfirmen dazu entschieden, Kosten zu sparen und Arbeits- und Gesundheitsstandards zu senken – zulasten der Arbeiterinnen. Um einen angemessenen und gendersensiblen Gesundheitsschutz umzusetzen, braucht es Aktivitäten auf vielen Ebenen.

Unsere Ziele

Alle Menschen haben ein Recht auf körperliche und geistige Gesundheit am Arbeitsplatz. Darum setzen wir uns im Rahmen einer Multi-Akteurs-Partnerschaft für die Umsetzung von angemessenen Arbeits- und Gesundheitsschutzmaßnahmen für Arbeiter*innen im Bekleidungs- und Schuhsektor in Indien und Indonesien ein. Dabei müssen genderspezifische Bedürfnisse in den Vordergrund gestellt werden und Machtasymmetrien zwischen den Akteuren ausgeglichen werden. Das wollen wir erreichen:

  1. Genderspezifische gesundheitliche Gefahren von Arbeiter*innen werden als Problem gesellschaftlich anerkannt; Aufklärungs- und Kampagnenarbeit steigern den Handlungsdruck.
  2. Unternehmen, Arbeiter*innen, lokale Gewerkschaften, bestehende Multi-Stakeholder-Initiativen, zuliefernde Betriebe und zivilgesellschaftliche Organisationen treten auf Augenhöhe in Dialog und handeln gemeinsam.
  3. Im Dialog mit allen relevanten Stakeholdern werden Richtlinien entwickelt und in Pilotprojekten umgesetzt, um konkrete Verbesserung der gesundheitlichen Situation von Arbeiter*innen zu erreichen.

 

Unsere Aktivitäten und Maßnahmen

Aufsteller: Gendergerechte Gesundheit im Fokus


Informieren, aufklären, handeln

In Dialogforen und mit Vortragsreihen zum Thema Gesundheit und Gender gehen wir auf die spezifischen Anliegen und Fragen der Beteiligten ein. Und fördern Aufklärung und Handlungsoptionen.

 

 


Gesundheitsworkshop in Bangalore, Indien


Gendergerechte Standards setzen

Im Rahmen der Multi-Akteurs-Partnerschaft arbeiten wir gemeinsam mit unseren Partnerorganisationen, den beteiligten Unternehmen, Fabrikmanagement und Gewerkschaften eine Richtlinie für gendergerechten Gesundheits- und Arbeitsschutz aus. Grundlage bilden empirische Datenerhebungen und Studien vor Ort, die in engem Austausch mit allen relevanten Stakeholdern erstellt werden und Arbeiterinnen in den Fokus nehmen.

 


Auf einen Blick

- Themenbereich:
Gendergerechter Gesundheitsschutz: Gesundheit von Arbeiter*innen im Bekleidungs- und Schuhsektor
- Land:
Indien
Indonesien
- Laufzeit:
Dezember 2021 – November 2024
- Partnerorganisationen:
- Projektförderer:
Engagement Global mit den Mittel des BMZ
- Projektverantwortliche:
Projektleitung
Rosa Grabe, FEMNETLisa Carl, FEMNET (in Elternzeit)

Fotos:

Rollup: © Südwind
Workshop: © CIVIDEP

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