Workshopteilnehmerinnen
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Multi-Akteurs-Partnerschaft zur Umsetzung der Sorgfaltspflichten im Textilsektor von Bangladesch

Der Textil- und Bekleidungssektor ist mit hohen Risiken für die Verletzung anerkannter Menschenrechte und Umweltschäden verbunden. Markenunternehmen spielen mit ihren Einkaufspraktiken eine entscheidende Rolle, da sie seit dem Inkrafttreten des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes (LkSG) zu verlässlichen Risikoanalysen verpflichtet sind. Gemeinsam mit weiteren NGOs setzt sich FEMNET dafür ein, dass bei der Erfüllung dieser Sorgfaltspflichten die Perspektive von Rechteinhaber*innen berücksichtigt wird.

Menschenrechtsverletzungen und Umweltschäden im Textilsektor in Bangladesch:

  • Verletzungen von Vereinigungsfreiheit und des Rechts auf Kollektivverhandlungen
  • Geschlechtsspezifische Diskriminierung und Gewalt
  • Extreme Niedriglöhne und fehlende Sozialleistungen
  • Exzessive Überstunden
  • Gesundheitliche Risiken für Arbeiter*innen durch ausbeuterische Arbeitsbedingungen, fehlende Sicherheit am Arbeitsplatz und Umweltbelastungen
  • Hohe Wasser- und Bodenverschmutzung durch organische Schadstoffe, Schwermetalle, Mikroplastik und andere Industrieabfälle

Die deutschen Organisationen FEMNET, SÜDWIND, INKOTA-netzwerk und HEJSupport kooperieren mit den lokalen Organisationen Environment and Social Development Organization (ESDO) und Bangladesh Institute of Labour Studies (BILS) in Bangladesch, um Unternehmen dabei zu unterstützen, ihrer Sorgfaltspflicht in der textilen Lieferkette nachzukommen und Arbeiter*innen sowie ihre Umwelt zu schützen.

Damit bestehende Risiken und Unzulänglichkeiten angemessen adressiert und Verstöße verhindert werden können, ist ein evidenzbasierter Ansatz, der die Perspektive der Rechteinhaber*innen einbezieht und regelmäßig aktualisiert wird, zentral.

Dies wird durch zwei Monitoringmethoden erreicht, die in diesem Projekt implementiert werden und sich zunächst auf den Sub-Distrikt Savar in Dhaka, Bangladesch, konzentrieren, aber skalierbar sind:

Worker-based Monitoring (WBM)

Über repräsentative Befragungen von Arbeiter*innen außerhalb der Fabriken werden verlässliche Daten zu Arbeitsbedingungen gesammelt und ausgewertet. Diese werden mit bangladeschischem Arbeitsrecht und internationalen Arbeitsnormen abgeglichen, online übersichtlich aufbereitet und jährlich aktualisiert. Gewerkschaften können die Daten in Verhandlungen nutzen, um die Produktionsbedingungen zu verbessern.

Community-based Monitoring (CBM)

Negative Umweltauswirkungen in Gemeinden nahe der Textilindustrie werden gemeinsam mit den Bewohner*innen erfasst, dokumentiert und in einer Datenbank gesammelt. Diese Fälle werden an lokale Behörden weitergeleitet, damit diese Maßnahmen zur Verbesserung ergreifen können. Zusätzliche Proben erfassen die Auswirkungen bestimmter Chemikalien auf Umwelt und Mensch.

Die so gesammelten Daten können den Markenunternehmen als valide und aktuelle Bestandsaufnahme dienen und für ihre im LkSG geforderte Risikoanalyse genutzt werden. Probleme können so frühzeitig erkannt und im Austausch mit Fabrikmanagement und Rechteinhaber*innen gemeinsam behoben werden.

Darüber hinaus ist eine öffentlich zugängliche Liste von Gesetzesverstößen und evidenzbasierten Vorfällen in Produktionsländern Teil des Projekts. Auf der sogenannten Incidents Webseite werden Arbeitsrechtsverletzungen gesammelt und detailliert aufgelistet, um Vorfälle transparent zu machen und das Handeln der Unternehmen nachverfolgen zu können.

Unsere Ziele

  1. Nachhaltige Strukturen aufbauen, die auf Basis der Ergebnisse beider Monitoringverfahren einen regelmäßigen Dialog zwischen lokalen Projektpartner*innen, Gemeinden, Gewerkschaften, Unternehmen und Behörden etablieren.
  2. Dadurch sollen…
    a.) die Arbeitsbedingungen in den Fabriken nachhaltig verbessert werden.
    b.) existierende Gesundheits- und Umweltgefahren für Arbeiter*innen und Anwohner*innen reduziert werden.
  3. Die Stärkung und Ergänzung bereits etablierter Dialogstrukturen (wie das Textilbündnis und andere Multi-Stakeholder-Initiativen) durch die Incidents Website und das Bekanntmachen von Community- und Worker-based Monitoring als Best-Practice-Modelle.
  4. Durchführung eines gemeinsamen Pilotprojekts, an dem Gewerkschaften, lokale Gemeinden, Fabrikmanagement und internationale Marken zusammenarbeiten, um Gegenmaßnahmen zu festgestellten Arbeitsrechtsverletzungen und Umweltverschmutzungen zu entwickeln und in der Praxis umzusetzen.

Aktivitäten und Maßnahmen


Aktivitäten in Bangladesch

Mittels Worker- und Community-based Monitoring werden unter direktem Einbezug von Rechteinhaber*innen sowohl menschenrechtliche Verletzungen (WBM) als auch umweltbezogene Schäden (CBM) evidenzbasiert erfasst, zusammenhängend betrachtet und für erfolgreiche Verhandlungen sowie den Aufbau nachhaltiger Dialogstrukturen genutzt.

Lokale Gewerkschaften und NRO werden darin befähigt, auf dem WBM-Ansatz basierend eigenständig Daten zu erheben, auszuwerten und auf dieser Grundlage mit Fabrikbesitzer*innen zu verhandeln.

Vertreter*innen von Gemeinden werden dahingehend geschult, das Ausmaß von Umweltschäden auf Basis der mit dem CBM-Ansatz erworbenen Daten zu erkennen und für Verhandlungen mit Fabriken bzw. den zuständigen Behörden zu nutzen.

In einer Dialogplattform bestehend aus allen relevanten Stakeholdern werden gemeinsame Gegenmaßnahmen zur Minderung ökologischer wie menschenrechtlicher Risiken im Sub-Distrikt Savar (Dhaka) diskutiert und schließlich im Rahmen eines Pilotprojekts umgesetzt.


Aktivitäten in Deutschland

Die Ergebnisse beider Monitoringverfahren werden in verschiedenen politischen Kontexten in Deutschland eingebracht, im Textilbündnis und darüber hinaus in anderen MSI mit relevanten Stakeholdern geteilt und Unternehmen für eine Teilnahme am Pilotprojekt gewonnen.

Auf der Website Textile-Incidents.info werden Arbeitsrechtsverletzungen und umweltbezogene Schäden aus Produktionsländern ausführlich recherchiert und öffentlich einsehbar aufbereitet. Die Website schafft damit zusätzlich zu den Ergebnissen der Monitoringverfahren eine Argumentationsbasis für den Bedarf an verbesserten Sorgfaltspflichten (z.B. in Bezug auf Einkaufspraktiken, Beschwerdemechanismen und Abhilfe etc.) von Unternehmen.

Im monatlichen Textile Insight News Update werden Interessierte zu aktuellen Entwicklungen und Fortschritten in den Bereichen Arbeitsrechte und Umweltprobleme in Bangladesch und darüber hinaus informiert.

In Kooperation mit BILS und weiteren lokalen Akteur*innen wird eine Studie erstellt, die die Wirkung von sozialen und ökologischen Zertifizierungen aufzeigt.

 

 

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