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Dr. Gisela Burckhardt

© Sascha Engst/Bundesstadt Bonn

Bundesverdienstkreuz für FEMNET-Vorsitzende Gisela Burckhardt

Der Bundespräsident hat Dr. Gisela Burckhardt das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen. Damit ehrt er das unermüdliche Engagement der Frauenrechtlerin für ein würdevolles und selbstbestimmtes Leben tausender Textilarbeiterinnen im globalen Süden.

"Wer das Elend der Frauen gesehen hat, kann nicht so tun, als hätte das nichts mit uns zu tun", sagt Gisela Burckhardt und sie weiß, wovon sie spricht. Lange Zeit in der Entwicklungszusammenarbeit tätig, wurde die promovierte Pädagogin mit der Diskriminierung und Ausbeutung von Frauen konfrontiert. Ob in Nicaragua, Pakistan oder Äthiopien: Ihre jahrelangen Erfahrungen im Ausland haben das Thema Frauenrechte zu ihrem ganz persönlichen Lebensprojekt werden lassen. Besonders prägend war ein Erlebnis in Pakistan, wo sie versuchte, afghanischen Flüchtlingen Einkommensquellen zu erschließen. „Ich habe in meinem ganzen Umfeld erlebt, wie Frauen als Arbeitstiere und Gebärmaschinen behandelt wurden. Das hat mich wahnsinnig wütend gemacht.“ Damals wurde sie zur Feministin.

Mit allen Konsequenzen ist Burckhardt ihrer Sache verpflichtet, Frauen zu ihrem Recht auf faire und existenzsichernde Arbeit zu verhelfen. Den Grundstein hierfür legte sie in der Kampagne für Saubere Kleidung, wo sie sich erfolgreich für Arbeitsrechte der im Textilsektor beschäftigten Frauen engagierte., bevor es zur Gründung von FEMNET im Jahr 2007 kam.

Oberbürgermeisterin Katja Dörner (l.) und Dr. Gisela Burkhardt bei der Übergabe des Bundesverdienstkreuzes im Alten Rathaus. © Sascha Engst/Bundesstadt Bonn Oberbürgermeisterin Katja Dörner (l.) und Dr. Gisela Burkhardt bei der Übergabe des Bundesverdienstkreuzes im Alten Rathaus. © Sascha Engst/Bundesstadt Bonn FEMNET hat sie kontinuierlich ausgebaut – und immer mehr Mitstreiter*innen für die Sache gewinnen können. Mit Nachdruck setzt sie sich dafür ein, über die Arbeitsbedingungen der Näherinnen in Südostasien aufzuklären. „Die Frauen, die in Bangladesch, China, Kambodscha, Vietnam oder Indien Kleidung fertigen, tun das für uns, und sie tun es im Auftrag europäischer Konzerne, weil sie so wenig kosten und weil es in diesen Ländern kaum Umwelt- und Sozialstandards gibt. Kleidung wird auf ihrem Rücken produziert.“

Getreu der Maxime „Rechte für Menschen, Regeln für Unternehmen“ versteht sie es als wichtigste Aufgabe, die Modekonzerne in die Pflicht zu nehmen, wenn deren Lieferanten gegen Arbeits- und Menschenrechte verstoßen. Denn Katastrophen wie der Einsturz von Rana Plaza sollen nicht als Nachrichten von gestern verschwinden. Vielmehr will Gisela Burckhardt diese Ereignisse nachhaltig verfolgen und Strukturen einfordern, die zu wirklichen Verbesserungen führen.

Dies ist ihr und ihrem Team gemeinsam mit Partnerorganisationen in Indien und Bangladesch vielfach gelungen – Entschädigungszahlungen durch Rechtshilfe, Einrichtung von Beschwerdekomitees in Fabriken, Anhebung des Stundenlohns, um nur einige der Erfolge zu nennen.

Gisela Burckhardt ist kritisch, lässt nicht locker, aber es wäre zu kurz gegriffen, in ihr nur die streitbare Kämpferin zu sehen. Sie packt den Wandel an, bisweilen unbeugsam gegenüber der Wirtschaft und Politik, aber immer dialogbereit, ermutigend und zugewandt. Auf diese Weise hat sie es geschafft, Menschen für Fairness entlang der Lieferkette zu mobilisieren. Nicht zuletzt ist es ihrem Einsatz zu verdanken, dass den in der Agenda 2030 festgelegten Zielen Geschlechtergleichheit, menschenwürdige Arbeit und nachhaltiger Konsum der Weg in die Mode- und Textilindustrie geebnet wurde.

Sie wolle, so hat Gisela Burckhardt es vor einigen Jahren formuliert, „das Bewusstsein für die zum Himmel schreiende Ungerechtigkeit, oft sogar Rechtlosigkeit, der Frauen überall in der Welt ausgesetzt sind“, wecken. Ihr Weckruf wird innerhalb der Unternehmen, der Politik und der Öffentlichkeit längst gehört, ist ihre Stimme doch als die einer renommierten Expertin anerkannt.

Burckhardts Überzeugung, dass Frauen nicht nur Opfer sind, sondern auch stark sein können, untermauert sie mit einer tief verankerten Fürsorge. Es ist diese Fürsorge, die sie zur Brückenbauerin zwischen uns hier und den Frauen dort macht. Die Schicksale der – oft sehr jungen –Textilarbeiter*innen, zu denen sie seit jeher auf ihren Reisen nach Indien und Bangladesch den persönlichen Kontakt sucht, sind die treibende Kraft für ihr unermüdliches Engagement. Die gemeinsame Arbeit mit Gewerkschafter*innen und Mitarbeiter*innen der Partnerorganisationen – und die daraus gewachsenen tiefen Verbindungen – sind dabei nicht nur Belege einer verlässlichen und erfolgreichen Zusammenarbeit. Gisela Burckhardts langjährige Mitstreiterin Rukmini V. Puttaswamy, Leiterin einer indischen Frauengewerkschaft, wird am 07. Dezember 2021 auf ihre Initiative hin der Bremer Solidaritätspreis verliehen. Die Auszeichnung für Rukmini Puttaswarmy, ebenso wie die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an Gisela Burckhardt, sind ein Zeichen echter Solidarität zwischen Nord und Süd.

 

„Nur eine Welt, in der die Frauen dieselben Rechte haben wie die Männer, in der die Frauen den gleichen Lohn erhalten wie die Männer, in der die Männer nicht ungestraft die Frauen entrechten und entwürdigen können – nur eine solche Welt hat die Chance auf Überleben.“
Dr. Gisela Burckhardt

 

Mit ihrer Vision, Durchsetzungskraft und Integrität zeigt Gisela Burckhardt, wie schlagkräftig Engagement sein kann – und ist damit ein Vorbild für Frauen weltweit.

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