Faire öffentliche Beschaffung - Was kostet Nachhaltigkeit ?

Näherinnen in einer Textilfabrik in Bangladesch
© ACCORD

Nachhaltigkeit ist nicht umsonst: Was kostet eine nachhaltige Textilbeschaffung?

Viele Kommunen möchten Arbeitskleidung, Bettwäsche und Handtücher nachhaltiger einkaufen – sorgen sich aber um höhere Preise. Da sparsames Wirtschaften ein wichtiges Kriterium für die öffentliche Hand darstellt, spielt der Preis bei der Vergabe von Aufträgen häufig die entscheidende Rolle.

Cover der Broschüre Nachhaltigkeit ist nicht umsonstMit der Frage nach den Kosten einer nachhaltigen Beschaffung hat sich FEMNET im Rahmen einer Studie auseinandergesetzt – gemeinsam mit dem Südwind-Institut und im Auftrag der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit. Konkrete Fallbeispiele für Arbeitskleidung und Flachwäsche veranschaulichen, welche Auswirkungen die Einhaltung von Nachhaltigkeitsstandards auf den Preis von Textilien hat.

Hersteller: Nachhaltigkeit kostet extra

Die Frage nach den Mehrkosten von nachhaltigen Textilien stellt sich, je nach Stufe der Lieferkette, unterschiedlich dar. Die für diese Studie befragten Hersteller*innen von Textilien sind sich einig: Nachhaltiger zu produzieren kostet mehr. Bessere Abwasserfilter oder eine  Lohnfortzahlung im Krankheitsfall verursachen Kosten, ebenso wie die Kontrolle der Betriebe durch externe Prüfer*innen – ähnlich wie die TÜV-Prüfung bei einem Auto. Je nach genutztem Nachhaltigkeitsstandard und Ambitionsgrad fallen die Mehrkosten gering (1-3 %) bis sehr deutlich (25 %) aus.

Handel und Mietwäschefirmen: unklares Bild

Handtuchrollen auf einem Hotelbett © Engin_Akyurt - pixabay.deIn den meisten Fällen kaufen Kommunen nicht direkt bei Hersteller*innen, sondern beziehen ihre Textilien von einer Fachhändlerin oder einer Mietwäschefirma. Die Preise werden hier jedoch stärker von anderen Faktoren (Abnahmemengen, Qualität, Dauer der Geschäftsbeziehung u.a.) und weniger von der Nachhaltigkeit bestimmt. In Bezug auf die Preisgestaltung ergibt sich kein eindeutiges Bild: Mal sind nachhaltige Textilien teurer als konventionelle, mal günstiger, mal haben sie den gleichen Preis.

Kommunen: mal teurer, mal günstiger, mal gleich

Auch bei den befragten Kommunen bleibt das Bild unscharf. Zum Teil sind Textilien, die unter Berücksichtigung sozialer und ökologischer Kriterien beschafft wurden, im Angebot teurer als ansonsten vergleichbare konventionelle Textilien. Zum Teil sind sie günstiger; zum Teil ist der Preis gleich. Da es aber keine systematische Datenerhebung gibt, ist die Datenlage hier schwierig.

Empfehlungen

Kommunen, Anbieter*innen und die Politik können dazu beitragen, dass Arbeitskleidung und Flachwäsche in Zukunft nachhaltiger beschafft werden. Öffentliche Auftraggeber*innen sollten sich stärker mit der Nachhaltigkeit ihrer Beschaffungspraxis auseinandersetzen, Pilotprojekte umsetzen und sich Leitlinien setzen. Hersteller*innen und Händler*innen von Textilien sollten Verantwortung für ihre Lieferketten übernehmen, nachhaltige Sortimente ausbauen und verstärkt in Dialog mit Kommunen treten. Die Politik sollte gute Rahmenbedingungen für die nachhaltige Beschaffung ermöglichen, indem sie zum Beispiel Unterstützungsangebote für Beschaffer*innen ausweitet und den Dialog zwischen Großverbraucher*innen und Anbietenden unterstützt.

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