Nachrichten - Solidarisch wirken Coronakrise

Arbeiterinnen warten auf Ihre Ration in Konakunte/Bangladesch

© CIVIDEP

Maximale Ausbeutung: Die Kosten der Pandemie

Mit Ausbruch der globalen Covid-19-Pandemie reduzierten Textilunternehmen ihre Aufträge und die Zulieferfirmen in den Produktionsländern stoppten daraufhin Lohnzahlungen und entließen Arbeiter*innen. Zwei Jahre später haben die meisten Länder die Maßnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus wieder gelockert oder ganz aufgehoben. Wie hat die Pandemie die arbeits- und menschenrechtliche Situation in den der indischen Bekleidungsindustrie verändert?

Ende März 2020 verkündete die indische Regierung den ersten landesweiten Lockdown, wodurch die Textilproduktion quasi über Nacht zum Stillstand kam. Die Folge waren Massenentlassungen ohne ausreichende Einkommenskompensationen. Pandemiebedingt brachen internationale Lieferketten ein, insbesondere die der Textilbranche. Um wirtschaftliche Verluste einzugrenzen, setzten Modekonzerne ihre Aufträge aus. Gleichzeitig zeigten die meisten Unternehmen keinerlei Bereitschaft zur Zahlung bereits bestellter Materialien, stattdessen aber zusätzliche Preisnachlässe.

Unternehmen und ihre Zuliefererbetriebe nutzten die pandemiebedingte Instabilität, um nationale und internationale Standards zu umgehen und durch weitere Senkungen der Produktionskosten, wie z.B. Lohnkürzungen und Erhöhung der Zielvorgaben für die Arbeiter*innen, Profite zu stabilisieren oder zu maximieren. Gleichzeitig wurde die Pandemie als Vorwand genutzt weniger lukrative oder stark gewerkschaftlich organisierte Standorte zu schließen. Aktivist*innen, weniger leistungsfähige oder ältere Arbeiter*innen waren von Entlassungen besonders häufig betroffen. Um die erhöhten Produktionsziele zu erreichen, verstärken sich zudem bereits etablierte Praktiken geschlechtsspezifischer Gewalt und intersektionaler Diskriminierung. Es wird mit Kündigung gedroht, Arbeiter*innen werden mit Kleidungsbündeln beworfen, geschlagen oder mit dem Versprechen besserer Arbeitsbedingungen zu sexuellen Gefälligkeiten genötigt. Damit trugen Unternehmen wesentlich dazu bei, menschenunwürdige Arbeitsverhältnisse und geschlechtsspezifische zu verschärfen.

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