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Auswirkungen des Ukrainekrieges auf die Modeindustrie

Putins Angriff auf die Ukraine hat weitreichende Folgen für die Menschen in der Ukraine, Russland und Europa. Auch die Modeindustrie reagiert auf den Krieg. So stoppen zahlreiche Modeunternehmen ihre Geschäftstätigkeiten in Russland. Gleichzeitig wirken sich die Sanktionen gegen Putin auf textile Lieferketten aus und Textilfabriken in der Ukraine werden durch Angriffe zerstört.

Disclaimer: Dieser Bericht stützt sich auf Informationen, die wir aus verschiedenen Medien zusammengetragen haben. Eine Zusammenstellung finden Sie auch in unserem aktuellen News-Update. Bitte beachten Sie, dass nicht alle Angaben aufgrund der aktuellen Lage nachprüfbar sind.

Auswirkungen auf textile Lieferketten

Der Krieg in der Ukraine und die damit verbundenen Einschränkungen des Luftverkehrs haben unmittelbare Folgen auf textile Lieferketten. Gesperrte Lufträume erschweren die Luftfracht. Flüge aus Mitteleuropa nach Japan, Korea und China verlängern sich teils um mehrere Stunden und können bis zu 20% weniger Fracht mitnehmen, berichtet die Lufthansa Cargo. Auch Containerreedereien verkündeten einen vorübergehenden Stopp für alle Frachtbuchungen von und nach Russland. Die Bahnlogistiktochter DB Schenker stellt ebenfalls ihre Sendungen nach Russland vorerst ein. Dies betrifft die Land-, Luft-, und Seefracht.

Hinzu kommt, dass Textilfabriken durch die Angriffe beschädigt oder sogar zerstört werden. So beispielsweise Ende Februar in Charkiw, wo eine Rakete ein Fabrikgebäude komplett zerstörte, oder ein Großbrand in einer Fabrik in Tschernihiw Anfang März.

Modeunternehmen stoppen Geschäftstätigkeit in Russland

Seit Beginn des Krieges, schränken immer mehr Modeunternehmen ihre Geschäftstätigkeiten in Russland ein. Neben Mango, Inditex, Asos, Levi Strauss und der PVH Gruppe (Tommy Hilfiger & Calvin Klein) stoppten auch die Textilbündnis-Unternehmen H&M, Adidas und Puma ihre Aktivitäten in Russland. Hugo Boss ließ am 2. März 2022 verlauten, dass es die Geschäfte in Russland im Hinblick auf die Verantwortung für die 200 Mitarbeiter*innen und deren Familien fortführe, wenig später wurde jedoch die Pausierung der Geschäfte verkündet. Die japanische Modekette Uniqlo hat ebenfalls ihre Geschäfte in Russland geschlossen. Das Textilbündnis-Unternehmen Gerry Weber unterhält keine eigenen Geschäfte in Russland, liefert aber noch nach Russland aus. Das Modeunternehmen New Yorker eröffnete am 10. März 2022 einen neuen Store in Moskau und scheint nicht an einem Aussetzen der Geschäftstätigkeit interessiert zu sein.

Für die ukrainischen Textilarbeiter*innen war die Situation bereits vor dem Krieg schon sehr prekär. So wurde ihnen nur rund ein Fünftel eines Basis-Existenzlohnes gezahlt. Durch die Pandemie und nun den Krieg hat sich die Situation der Arbeiter*innen erheblich verschlechtert.

Russland droht Unternehmen mit Enteignung

FashionUnited berichtet, dass internationale Unternehmen ins Visier der russischen Generalstaatsanwaltschaft geraten: Die Behörde teilte mit, dass unter anderem die Einhaltung der Verpflichtungen gegenüber russischen Arbeitnehmenden und deren Rechten geprüft werden solle. Die russische Regierung drohe bereits mit der Enteignung internationaler Unternehmen, die ihre Geschäfte aussetzen. Laut des Vize-Chefs des russischen Sicherheitsrates arbeite die russische Regierung deshalb an Schritten, um eine Insolvenz der Firmen in Russland und dann eine Nationalisierung des Besitzes in die Wege zu leiten,. Auch sollen russische Einkaufszentren bereit sein, amerikanische und europäische Marken durch türkische oder chinesische zu ersetzen. 

Unternehmen suchen Wege der Unterstützung

Berichten zufolge gibt es auch Spenden- und Unterstützungsaktionen für die Betroffenen des Kriegs seitens der Textilunternehmen. Adidas spendete laut einem Bericht von FashionUnited beispielsweise 1 Millionen Euro an verschiedene Hilfswerke sowie eine Sachspende an Bedürftige in der Ukraine, Polen, Moldawien und Ungarn. Auch andere Marken zeigen sich solidarisch. Darunter auch solche die keine Geschäftsstellen in Russland haben, so z.B. der Textildiscounter Kik. Auch Luxusmarken wie Burberry und LVMH (Louis Vuitton) kündigen Spenden an.

Adidas gibt an, die Mitarbeiter*innen weiterhin bezahlen zu wollen und mittels Transport- und Unterkunftshilfen unterstützen. Die S.Oliver Group bietet am Unternehmenssitz in Rottendorf eine Unterkunft für bis zu 75 ukrainische Geflüchtete und deren Versorgung an. Außerdem unterstütze das Unternehmen Hilfstransporte für Kinder in der Ukraine und spende Kleidung.

Auch Modenschauen auf der Fashion Week wurden genutzt, um der Solidarität mit der Ukraine Ausdruck zu verleihen. So spielte Giorgio Armani als „Zeichen des Respekts“ keine Musik auf seiner Show Demna Gvasalia, Chefdesigner von Balenciaga eröffnete seine Show mit dem Zitat aus einem Gedicht aus dem Jahr 1917 „Es lebe die Ukraine, für Schönheit, Stärke, Wahrheit und Freiheit“ und verdeutlichte die Absurdität von Modewochen mit einem Begleitschreiben in dem es hieß: „In einer Zeit wie dieser verliert die Mode ihre Relevanz und ihre eigentliche Daseinsberechtigung“.

Putins grausamer Krieg in der Ukraine zeigt uns abermals, welch zerstörerischen Kräfte Diktaturen entfalten können – und wie wichtig Widerstand, ein aktiver Schutz der Menschenrechte sowie eine starke Zivilgesellschaft sind.

Wir erklären uns solidarisch mit den mutigen Menschen in der Ukraine, die gegen den gewaltsamen Angriff und um ihr Leben kämpfen.

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