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Protestmarsch der Gewerkschaftsmitglieder von Green Bangla

© Green Bangla

Tödlicher Fabrikbrand in Bangladesch: 16 Tote und viele offene Fragen

Am 14. Oktober 2025 brach im Stadtteil Mirpur in Dhaka, Bangladesch, ein Großbrand in einem Chemielager und einem angrenzenden Textilbetrieb aus. Mindestens 16 Menschen kamen ums Leben, viele weitere wurden verletzt. Die Ursache ist noch unklar – sicher ist nur: Es fehlt weiterhin an grundlegenden Sicherheitsstandards.

Wie das Feuer in dem dicht besiedelten Viertel ausbrach, wird noch untersucht. Nach Angaben der Feuerwehr war die Dachluke des Fabrikgebäudes verschlossen. Zahlreiche Arbeiter*innen konnten nicht fliehen. Viele der Opfer erstickten offenbar an giftigen Dämpfen, die beim Brand der Chemikalien freigesetzt wurden.
Lokale Medien berichten, weder der Betrieb noch das Chemielager hätten gültige Sicherheitszertifikate oder Genehmigungen besessen. Auch funktionierende Brandschutzvorkehrungen fehlten.

Noch ist unklar, für welche Unternehmen die Fabrik produzierte. Der nationale Textilverband BGMEA teilte mit, der Betrieb sei kein Mitglied des Verbands. Auch die internationale Sicherheitsinitiative Accord, die nach dem Einsturz des Gebäudekomplexes Rana Plaza 2013 gegründet wurde, bestätigte, dass die Fabrik nicht zu ihrem Überwachungsprogramm gehört.

Stimmen aus Bangladesch: Protest unserer Partnerorganisation Green Bangla

Wie unsere Partnerorganisation Green Bangla Garment Workers Federation (GBGWF) berichtet, fand am 22. Oktober 2025 in Dhaka eine Protestkundgebung statt. Gemeinsam mit dem National Workers Unity Center (NWUC) forderten Gewerkschaften und Betroffene gerechte Entschädigungen für die Familien der Verstorbenen, die Auszahlung ausstehender Löhne und die strafrechtliche Verfolgung der Verantwortlichen. In ihrer Stellungnahme bezeichneten die Redner*innen den Brand als „strukturellen Mord“ – verursacht durch unsichere Gebäude, illegale Chemikalienlager und das völlige Versagen der Aufsichtsbehörden. Sie kritisierten, dass weder die Hauptstadtentwicklungsbehörde RAJUK noch die Fabrikinspektion (DIFE) oder die Brandschutzbehörden ihrer Kontrollpflicht nachgekommen seien. Wiederholt würden in Bangladesch Fabriken ohne Genehmigungen betrieben, wodurch Arbeiter*innen täglich ihr Leben riskieren.

Strukturelle Missstände als Dauerkrise

Der Brand reiht sich ein in eine lange Serie tödlicher Unfälle in der bangladeschischen Textilindustrie. Ende November jährt sich der verheerende Tazreen-Brand, bei dem 2012 mehr als 100 Menschen starben. Immer wieder werden grundlegende Sicherheitsregeln missachtet: verschlossene Fluchtwege, fehlende Evakuierungspläne, unzureichende Genehmigungen und Chemikalienlager in unmittelbarer Nähe zur Produktion.

Nach der Katastrophe von Rana Plaza wurde 2013 das Abkommen Accord on Fire and Building Safety in Bangladesh ins Leben gerufen. Es verpflichtet internationale Modeunternehmen, die Sicherheitsbedingungen in den von ihnen beauftragten Fabriken systematisch zu verbessern und unabhängig prüfen zu lassen. In den vom Accord erfassten Betrieben hat das nachweislich zu erheblichen Fortschritten bei Brand- und Gebäudesicherheit geführt.

Gleichzeitig zeigt der aktuelle Brand, dass viele kleinere Zulieferbetriebe außerhalb dieser Kontrollmechanismen arbeiten und damit Lücken im Schutz der Beschäftigten bestehen bleiben. Solange Sicherheitsstandards nicht flächendeckend und verbindlich gelten, bleibt die Arbeit in Bangladeschs Textilfabriken für die Menschen, die dort arbeiten, lebensgefährlich.

Trotz der nachweislich positiven Wirkung des Accords haben bis heute zahlreiche internationale Marken das Abkommen nicht unterzeichnet – darunter große Unternehmen wie Amazon oder IKEA. Das zeigt, dass der Schutz der Beschäftigten in vielen Lieferketten immer noch keine Selbstverständlichkeit ist.

© Green Bangla

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