16.09.2013: Einkaufen, bis sie umfallen - Textilarbeiter*innen ernsthaft unterernährt: mehr als 20 Prozent der Arbeiter*innen in Kambodscha mit einem BMI auf dem Level von Magersucht

Eine unterernährte Arbeiterin16. September 2013. Während auf der Londoner Fashion Week „size zero“- Models in Szene gesetzt werden, zeigt ein heute veröffentlichter Bericht, dass das Risiko für Unterernährung bei den Arbeiter*innen, die Kleidung für europäische Modeläden herstellen, erhöht und bei einigen Unterernährung bereits festzustellen sei.

Der „Shop ´til They Drop“ (Einkaufen, bis sie umfallen) Bericht der britischen Arbeitsrechtsorganisation Labour Behind the Label , Mitglied der Clean Clothes Campaign, zeigt, dass Fabrikarbeiter*innen in Kambodscha durchschnittlich nur 1598 Kalorien pro Tag zu sich nehmen- dies entspricht etwa der Hälfte der empfohlenen Menge. Wenn man die BMI- Grenzwerte betrachtet, sind laut der Untersuchung 33 Prozent der Textilarbeiter*innen aus Kambodscha medizinisch unterernährt und im Risikobereich. 25 Prozent haben sogar einen BMI- Wert, der in Europa als Anorexie (Magersucht) bezeichnet würde.

Darüber hinaus gibt der Bericht an, dass Arbeiter*innen nur etwa 61 Euro als Mindestlohn verdienen. Da die empfohlene Kalorienmenge von 3000 Kalorien/Tag für eine Frau, welche 10 Stunden pro Tag in einer Fabrik arbeitet, 57 Euro im Monat kosten würde, blieben ihr nur 3,60 Euro für alle weiteren anfallenden Kosten- offensichtlich eine Unmöglichkeit. Der Mindestlohn einer Arbeiterin müsse ca. 343 Euro im Monat betragen, damit sie ihre Familie versorgen kann.

Der Bericht erstand aufgrund einer Reihe von Ohnmachtsanfällen, denn in den vergangenen Jahren gab es in der Bekleidungsindustrie in Kambodscha immer wieder Fälle, in denen bis zu 300 Arbeiter*innen zeitgleich das Bewusstsein verloren haben. Forscher schließen aus den neuen Untersuchungen, dass Arbeiter*innen grundsätzlich unterversorgt sind und sie dadurch vermehrt anfällig für Ohnmachtsanfälle seien.

Eine Arbeiterin aus einer Fabrik nahe der Hauptstadt Phnom Penh sagte: „Wir sind ständig an der Grenze zum Umkippen. Wir sind müde und schwach. Es muss nicht viel passieren, und wir fallen in Ohnmacht.“

Labour Behind the Label /Clean Clothes Campaign unterstützen eine Kampagne in Kambodscha, die sich für einen existenzsichernden Lohn der Arbeiter*innen einsetzt, und fordern die Markenhersteller dazu auf, als ersten Schritt für die Einführung täglicher, kostenloser Kantinenmahlzeiten für die Arbeiter*innen zu sorgen, um so gegen deren akute Unterversorgung zu arbeiten.

„Die Abwärtsspirale von billiger Kleidung hat zu einer Situation geführt, in der die Menschen, die unsere Kleidung fertigen, Hungerlöhne gezahlt bekommen und sich ihre eigene Nahrung und die ihrer Kinder nicht leisten können. Dies muss aufhören“ , sagte Anna McMullen, Verfasserin des Berichts. Es müsse ein Lohn gezahlt werden, der das Existenzminimum gewährleiste. Gleichzeitig  müssten Markenhersteller und Fabrikbesitzer für weitere Leistungen wie kostenlose Mahlzeiten sorgen, so McMullen.

Am 16.09.2013 werden Aktivist*innen von Labour Behind the Label an Londons Fashion Week teilnehmen, indem sie als verkleidete Kaufleute kostenlos Päckchen mit Nüssen verteilen -  um so ein Zeichen gegen die geringen Löhne – „Peanuts“ -  der Textilarbeiter*innen zu setzen.


Der vollständige Bericht ist hier erhältlich:
http://data.axmag.com/data/201309/20130912/U107721_F238338/index.html

 

CONTACT
Anna McMullen, Labour Behind the Label
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Tel: 07786832035

Anmerkungen:

1.    Recent incidents of fainting in Cambodia include:
http://www.phnompenhpost.com/national/glue-fumes-cause-mass-workplace-faintings
http://www.phnompenhpost.com/national/ninety-garment-workers-faint-48-hours
2.    Labour Behind the Label is a campaign NGO that works to improve conditions and empower workers in the global garment industry. We are the UK part of the international Clean Clothes Campaign. To find out more, visit www.labourbehindthelabel.org

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