FEMNET-NEWSLETTER Nr. 4/2015 - Dezember Inhalt: 1. Kampagnenarbeit 2. Projekte & Kooperationen 3. Spendenaktion Winter 2015 4. Weitere Meldungen und Aktivitäten 5. FEMNET in den Medien 6. Tipps & Termine 7. Impressum Guten Tag, an dieser Stelle möchten wir kurz auf das vergangene Jahr zurückblicken, das für uns sehr erfolgreich verlaufen ist: Mit Hilfe einer intensiven Mobilisierung der Öffentlichkeit im Rahmen der Clean Clothes Campaign, an der auch FEMNET beteiligt war, konnten die Opfer von Rana Plaza in Bangladesch endlich entschädigt werden und es sieht so aus, dass auch die Opfer von Tazreen bald Zahlungen erhalten werden. In beiden Fällen waren die Opfer in der Mehrheit Frauen. Das Textilbündnis in Deutschland hat mit seiner Arbeit begonnen und hat inzwischen über 170 Mitglieder. Eine gesetzliche Regelung der Vorsorgepflichten von Unternehmen durch die Regierung – die sogar einzelne Unternehmen begrüßen würden – ist allerdings weiterhin in großer Ferne. Was das Textilbündnis bringen wird, wird das kommende Jahr zeigen. Noch stehen wir ganz am Anfang. FEMNET konnte sein Projekt FairSchnitt erfolgreich ausbauen und darüber hinaus weitere Projekte initiieren, über die wir hier berichten. Prominente wie Hannes Jaenicke und Janine Steeger setzen sich für FEMNET ein, wofür wir an dieser Stelle nochmals herzlich danken. FEMNET wird sich auch 2016 dafür einsetzen, dass Arbeitsrechtsverletzungen in der Textilindustrie aufgedeckt werden und dass es u.a. durch das Textilbündnis zu wirksamen Verbesserungen für die Frauen vor Ort kommt. Wir danken Ihnen sehr herzlich für Ihre Unterstützung in diesem Jahr und hoffen, dass Sie uns auch im kommenden Jahr begleiten. Wir wünschen Ihnen schöne Feiertage, Zeit zur Besinnung und die Gelegenheit zum Innehalten. Für das kommende Jahr wünschen wir uns allen weniger Kriege und weniger Ausbeutung, stattdessen Frieden, Glück und Zuversicht. Ihr FEMNET-Team 1. Kampagnenarbeit Bangladesch: Am 23.11.2015 jährte sich zum dritten Mal der Brand in der Tazreen-Fabrik Endlich gibt es nach dem Vorbild des Rana Plaza Fonds auch einen Entschädigungsfonds für die über 120 Toten und 150 Verletztendes Tazreen-Brandes. Es ist unfassbar, wie lange es gedauert hat, diesen Entschädigungsprozess auf die Beine zu stellen. Weiterlesen... Kambodscha: Besuch der kambodschanischen Gewerkschafterin Sophorn Yang Die kambodschanische Gewerkschafterin berichtete an Hochschulen über ihre Arbeit und besonders die großen Schwierigkeiten, denen kambodschanische Frauen aufgrund der Mehrfachbelastung durch Arbeit, Familie und Haushalt ausgesetzt sind. Für die meisten dieser Frauen ist es körperlich und zeitlich schlichtweg unmöglich, den Kampf für einen gerechten Lohn und gesicherte Arbeitsbedingungen zu führen. Veranstaltet wurden die Vorträge von FEMNET und der Deutsch Khmer Freundschaft e.V. Weiterlesen... Textilbündnis: Erste kleine Schritte nach einem Jahr Am 16. Oktober feierte das Textilbündnis einjähriges Bestehen. Da würde man ja schon eine gewisse Bilanz an Aktivitäten vermuten. Dem ist leider nicht so, denn faktisch gab es nach Gründung zunächst sieben Monate Stillstand, weil die Mehrheit der Wirtschaft nicht beigetreten war. Erst nach Anpassung des Aktionsplans – beim Vorgehen, nicht bei den Zielen – riefen die Unternehmensverbände HDE (Handelsverband des deutschen Einzelhandels) und Textil+Mode ihre Mitglieder dazu auf, beizutreten. Inzwischen ist über die Hälfte der deutschen Textilwirtschaft Mitglied im Textilbündnis und es wurden insgesamt sechs Arbeitsgruppen geschaffen. Das kommende Jahr wird zeigen, ob das Bündnis zu einer Verbesserung der Arbeitsbedingungen der Textilarbeiter*innen beitragen kann und wird. Dafür wird sich FEMNET im kommenden Jahr ganz besonders einsetzen. Weiterlesen... 2. Projekte & Kooperationen Berichte von unseren Partnern aus Bangladesch und Indien Kita-Projekt in Indien bei Produzenten von H&M und C&A Unser Partner Cividep in Indien hat eine Studie über die Betreuungssituation von Kindern der Textilarbeiterinnen in Fabriken in Bangalore erstellt, die auf Befragungen mit den Textilarbeiterinnen beruht. Cividep lud mehrfach zu Gesprächsrunden mit einkaufenden Unternehmen und dem lokalen Fabrikmanagement ein. Derzeit beginnen Trainings für das Betreuungspersonal aus einigen Fabriken, mit dem Ziel, die Betreuungssituation zu verbessern. Inzwischen liegt einen aktuelle Studie vor, die Sie auch in Deutsch abrufen können. Weitere Informationen zu diesem Projekt Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse der Studie Neues Projekt: Moderne Sklaverei in südindischen Spinnereien In einem weiteren Projekt, das wir zusammen mit unserem Partner Cividep durchführen, wird derzeit eine umfassende Studie zur Schuldknechtschaft in Spinnereien im indischen Bundesstaat Tamil Nadu erstellt. Diese wird Anfang 2016 vorliegen und von uns übersetzt werden. Wir werden hierzu kurze Factsheets erstellen und veröffentlichen. Für Mai 2016 plant FEMNET in mehreren Städten und an Hochschulen eine Rundreise von zwei Gästen aus dem Süden, die über die katastrophalen Arbeitsbedingungen in den Spinnereien aufklären. Wenn Sie Interesse haben, dass wir auch zu Ihnen kommen, melden Sie sich bitte bei Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.. Anfang 2015 haben wir schon einmal über die Verhältnisse in den indischen Spinnereien berichtet. Link zur damaligen Studie Neues aus Indien von unserer Partnerorganisation MUNNADE/GLU Die GLU (Garment Labour Union) führte den Streik gegen die umstrittenen vom Staat geplanten Arbeitsreformen an. Der 2. September 2015 geht als Meilenstein in der Geschichte der GLU ein. An diesem Tag gelang es der GLU zusammen mit der Central Union Organisation, 25.000 Frauen für den All India Generalstreik zu mobilisieren. In nur wenigen Tagen wurden Treffen einberufen, ein Aktionsplan erstellt, 500 Plakate über Nacht gedruckt und von den GLU-Mitgliedern im Peenya-Industriegebiet verteilt. Die Plakate enthielten folgende Forderungen: keine Verschlechterung des bestehenden Arbeitsrechtes gleiche Löhne für gleichwertige Arbeit Heraufsetzung des Mindestlohns auf 15.000 Rupien (entspricht ca. 205 Euro) monatlich Erhöhung der Rente auf 3.000 Rupien (entspricht ca. 41 Euro) monatlich keine Schuldknechtschaft keine Preiserhöhungen Die Kundgebung fand im Peenya-Industriegebiet in Bangalore statt, wo vornehmlich die Textilproduktion ansässig ist. Im Anschluss tauschten sich die Streikparteien im Rahmen eines öffentlichen Meetings über ihre Forderungen aus. Unser Bildungsprojekt FairSchnitt Projekt FairSchnitt – Expert*innen-Workshop Am 9. Oktober 2015 fand ein Expert*innen-Workshop statt, bei dem sich Dozent*innen von Hochschulen und Multiplikator*innen von FEMNET über die Fair WearFoundation informieren konnten. Weiterlesen... Projekt FairSchnitt – Wieder zahlreiche Workshops zu (un)würdigen Arbeitsbedingungen mit Studierenden modebezogener Studiengänge durchgeführt FairSchnitt hat im laufenden Wintersemester bereits viele Workshops an Hochschulen in Deutschland erfolgreich absolviert. Es gab Einsätze an der Hochschule Niederrhein, an der HAW Hamburg und an der FH Bielefeld. An der Akademie Mode und Design in Düsseldorf wurde ein Workshop mit angehenden Modejournalist*innen durchgeführt. Mit einem besonderen Format wagte sich auch die FH Trier in unbekannte Gefilde – hier organisierte die Professorin in Zusammenarbeit mit FairSchnitt einen zweitägigen Workshop auf komplett freiwilliger Basis. 12 Studierende nahmen teil und zeigten im Nachhinein reges Interesse, sich weiter für das Thema „Menschenrechte“ in ihrer Branche zu engagieren. Besonders das Modul 8 „Konsumverhalten und Altkleider“ und das Modul 11 „Corporate Social Responsibility (CSR)„ sind an den Hochschulen zur Zeit sehr gefragt. Projekt FairSchnitt – Auf www.modeFAIRarbeiten.de bloggen wir Unser Blog ist online! Unter dem Namen modeFAIRarbeiten verbirgt sich eine informative und ideenreiche Plattform, auf der alles rund um das Studium und die Arbeitswelt der fairen Mode kreist. Die ersten Artikel sind bereits online und können direkt auf der Seite diskutiert werden. Für alle, die immer auf dem neuesten Stand bleiben wollen, ist auch ein RSS-Feed verfügbar. Wir freuen uns außerdem über Ideen und Anregungen für kommende Artikel ‒ wer weiß, vielleicht möchte ja auch einige Leser*innen selbst etwas schreiben und publizieren? Der Blog ist offen für selbst recherchierte und geschriebene Artikel. Zum Blog... Pilotprojekt "Faire öffentlichen Beschaffung" Das zusammen mit der Stadt Bonn durchgeführte Pilotprojekt zur sozialen öffentlichen Beschaffung neigt sich dem Ende zu. In Kooperation mit der Stadt Bonn hat FEMNET in den letzten 4,5 Monaten die Ausschreibungsunterlagen des Amtes für Stadtgrün überarbeitet, sodass zukünftig soziale Kriterien beim Einkauf von Berufsbekleidung von den Lieferanten der Berufsbekleidung beachtet werden müssen. Es hat ein erfolgreicher Bieterdialog stattgefunden, auf dem potenzielle Lieferanten informiert wurden, was sie in Zukunft beachten müssen. Vom gegenseitigen Austausch profitierte auch das Amt für Stadtgrün. Die Mitarbeiter als zukünftige Träger der fairen Kleidung wurden mit ins Boot geholt. Als krönenden Abschluss gab es im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung am 8. Dezember mit Grußworten von Bürgermeisterin Klingmüller und Dr. Gisela Burckhardt eine Modenschau mit fairer Berufsbekleidung. Die zweite Phase des Projektes wird die Ausschreibung weiter begleiten und auch weitere Ämter der Stadt Bonn bei der Umstellung auf faire Beschaffung unterstützen. Zum Pressebericht des Bonner General-Anzeigers... 3. Spendenaktion Winter 2015 Wann kommen Menschenrechte in Mode? Wann endlich? Noch immer bleiben Millionen Frauen und Mädchen, die in der Bekleidungsindustrieausgebeutet werden, namenlos und unsichtbar hinter der „schönen“ Modewelt verborgen. Das muss sich ändern. In unserem letzten Spendenaufruf stellten wir drei Frauen vor, die sich gegen alle Widerstände für ihre Rechte stark machen. Nurun Nahar (45), Tania Akter (24) und Dalyia Shikdur (21) stemmen sich mutig gegen das System von Unterdrückung und Diskriminierung in den Textilfabriken Bangladeschs. Sie kannten von Kindheit an nur die Arbeit als Näherinnen in der Fabrik. Sie mussten die Schule verlassen und waren in einem Leben am Rande des Existenzminimums auf sich gestellt. Heute stehen sie Gewerkschaften vor, die sie teilweise selbst ins Leben riefen. Es fühlt sich gut an, über diese Frauen zu berichten, denn es macht uns Mut. Aber es sind noch viel zu wenig Frauen, die es schaffen dem Druck standzuhalten und den Teufelskreis aus Armut und Ausbeutung zu durchbrechen. Um dies zu schaffen, benötigen die Frauen Unterstützung durch Partner vor Ort, durch Öffentlichkeitsarbeit und Kampagnen. FEMNET steht an der Seite dieser Frauen! Wir brauchen dafür dringend Spenden und Mitgliedschaften. Unsere Projekte müssen wir aus eigenen Mitteln teilfinanzieren. Auch unsere Kampagnen, Aufklärungs- und Öffentlichkeitsarbeit hängen davon ab. Bitte unterstützen Sie unsere Arbeit mit Ihrer Spende! Die Näherinnen brauchen Ihre Hilfe! Spenden Sie online oder per Überweisung. Unsere Bankverbindung GLS Gemeinschaftsbank eG Bankleitzahl: 43060967 Konto: 300800800 IBAN: DE93 4306 0967 0300 800 800 BIC: GENODEM1GLS Unsere Arbeit ist als gemeinnützig anerkannt, Ihre Spende ist von der Steuer absetzbar. Wollen Sie sich engagieren? Werden Sie aktives Mitglied oder Fördermitglied von FEMNET e.V.! 4. Weitere Meldungen und Aktivitäten Anne-Klein-Frauenpreis für unsere Vorsitzende Gisela Burckhardt setzt sich seit vielen Jahren für die Rechte der Arbeiterinnen in der globalen Textilindustrie ein. Nun hat die Heinrich-Böll-Stiftung ihr Engagement mit dem Anne-Klein-Frauenpreis gewürdigt. „Sie ist eine Brückenbauerin zwischen den Konsumentinnen und Konsumenten in Europa und den herstellenden Frauen insbesondere in Indien, Bangladesch und Kambodscha“ lautet das Urteil der fünfköpfigen Jury, der unter anderen Barbara Unmüßig, Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung, und Renate Künast von Bündnis90/die Grünen angehören. So beschämend die Zustände in den Textilfabriken seien, so herausragend sei Gisela Burckhardts Engagement für die Veränderung der Verhältnisse. Der Preis, den die Stiftung zu Ehren der Politikerin und feministischen Pionierin Anne Klein auslobt, ist mit 10.000 Euro dotiert und wird am 4. März feierlich überreicht. Weiterlesen... 5. FEMNET in den Medien Pressespiegel Oktober bis Dezember 2015 14. Oktober 2015 Goethe aktuell: Produktionsbedingungen von Mode Todschick 28. Oktober 2015Greenpeace Magazin: Aktivisten fordern: Kik muss Entschädigung zahlen 26. November 2015 Radio Ö1: Im Gespräch November – Peripherie Nr. 140: Gisela Burckhardt und Hildegard Scheu im Gespräch(voraussichtlich ab Januar online abrufbar) 10. November 2015 Lokalkompass.de: Gisela Burckhardt liest im Scala 26. November 2015 derStandard.at: Fairtrade allein garantiert keinen fairen Lohn 02. Dezember 2015 fashionmag.com: Gisela Burckhardt beim Literarischen Salon in Hannover 07. Dezember 2015 Heinrich Böll Stiftung: zur Person: Dr. Gisela Burckhardt 07. Dezember 2015SZ-Online, Sächsische Zeitung: unmenschliche Textilproduktion 08. Dezember 2015 renate-kuenast.de: Anne Klein-Frauenpreis für Gisela Burckhardtenate-kuenast.de: Anne Klein-Frauenpreis für Gisela Burckhardt 6. Tipps & Termine Aktuelle Termine und vergangenen Veranstaltungen finden Sie auf unserer FEMNET-Homepage Besonders möchten wir Sie auf die folgenden Termine hinweisen: 19.-21. Januar 2016Ethical Fashion Week in Berlin 22./23. Januar 2016Aktionstreffen der Kampagne für Saubere Kleidung in Bad Driburg. Bei Interesse bitte anmelden. 04. Februar 2016 FEMNET ist auf der Tecstyle Messe in Stuttgart 26.-28. Februar 2016MODE TRIFFT MORAL - Ein Wochenende über die Licht- und Schattenseiten der Mode im Hygienemuseum in Dresden 04. März 2016 Verleihung des Anne-Klein-Preises an Gisela Burckhardt in Berlin – alle sind herzlich eingeladen! 09. April 2016Mitgliederversammlung von FEMNET in Bonn. 7. Impressum FEMNET e.V.Feministische Perspektiven auf Politik, Wirtschaft und GesellschaftKaiser-Friedrich-Str. 11 53113 BonnDiese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.Tel. 0228 18038116 Vorstand: Dr. Gisela Burckhardt, Vanessa Püllen, Andrea Lindner, Franziska Gorgas, Christiane Kühnrich Redaktion und verantwortlich im Sinne § 5 TMG: Dr. Gisela Burckhardt Haftungshinweis: Trotz sorgfältiger inhaltlicher Kontrolle übernehmen wir keine Haftung. Aktenzeichen VR 9568B beim Amtsgericht Bonn. zurück