Presse - Briefing Room
11.03.2022: News der KW 9 und 10
Studien und Co.
Disclosure Insight Action (CDP) "Are Companies being Transparent in their Transition? 2021 Climate Transition Plan Disclosure" (PDF): Die jüngste CDP-Analyse zeigt, dass von den mehr als 13.100 Unternehmen, die 2021 einen Wert von 64% des globalen Marktkapitals (64 Mrd. USD) ausmachten, nur ein Drittel einen Plan für einen kohlenstoffarmen Übergang entwickelt (4002). Darüber hinaus haben gerade einmal 1% (135) der Unternehmen über die insgesamt 24 Schlüsselindikatoren berichtet, die mit einem glaubwürdigen Plan für den Klimawandel verbunden sind. Am schlechtesten schnitten die Transport- und Bekleidungsbranche ab, in der weniger als 0,3% der Unternehmen die 24 Schlüsselindikatoren, die einen Plan für den Klimawandel legitimieren, offenlegen.
SlaveFree Today "Journal of Modern Slavery" (PDF): Bei der weltweiten Verpflichtung zur Beendigung der Kinderarbeit bis 2025, wie sie in den Zielen für nachhaltige Entwicklung (SDGs) für 2030 festgelegt ist, sind Fortschritte zu verzeichnen. In den letzten zwanzig Jahren waren 86 Mio. Kinder weniger von Kinderarbeit betroffen (160 Mio. im Jahr 2020 im Vergleich zu 246 Mio. im Jahr 2000). Dennoch steigt die Zahl der Kinderarbeit wieder an. In den letzten vier Jahren hat sie um mehr als acht Mio. zugenommen, was durch die COVID-19-Pandemie noch verschärft wurde. In dieser Sonderausgabe wird untersucht, inwieweit Fortschritte bei der Bewältigung der systemischen und komplexen Probleme der Kinderarbeit erzielt worden sind. Kinderarbeit - vor allem in ihren schlimmsten Formen - zeigt sich meist an der Schnittstelle zwischen einem hohen Maß an Armut, Diskriminierung und Ausgrenzung, fehlendem Sozialschutz, fehlendem Zugang zu erschwinglicher, hochwertiger Bildung, Versäumnissen beim Schutz und bei der staatlichen Überwachung von Arbeitsrechten, Straflosigkeit und mangelnder Rechenschaftspflicht des Privatsektors. Betroffen sind häufig diejenigen, die in der informellen Wirtschaft arbeiten und Arbeiten verrichten, die für die Öffentlichkeit unsichtbar sind und nicht in den Geltungsbereich des Arbeitsschutzes fallen. Strategien zur Beendigung der Kinderarbeit müssen daher eine Vielzahl von Interventionen und Ressourcen durch eine Vielzahl von Akteur*innen umfassen, die an den Arbeitsplätzen, in ganzen Sektoren, auf nationaler Ebene und grenzüberschreitend tätig sind.
News
Modeunternehmen stoppen Geschäftstätigkeit in Russland: Seitdem Krieg in der Ukraine ausgebrochen ist, schränken immer mehr Modeunternehmen ihre Geschäftstätigkeiten in Russland ein. Neben Mango, Inditex, Asos, Levi Strauss und der PVH Gruppe (Tommy Hilfiger & Calvin Klein) stoppten auch die Textilbündnis-Unternehmen H&M, Adidas und Puma ihre Aktivitäten in Russland. Adidas wird die Mitarbeiter*innen weiterhin bezahlen und mittels Transport- und Unterkunftshilfen unterstützen. Nachdem Hugo Boss am 2.3. verlauten ließ, die Geschäfte in Russland “insbesondere auch im Hinblick auf die Verantwortung, die wir gegenüber unseren 200 Mitarbeitenden und deren Familien vor Ort haben” fortzuführen, wurde wenig später die Pausierung des Geschäfts verkündet. Die japanische Modekette Uniqlo hat ebenfalls ihre Geschäfte in Russland geschlossen. Das Textilbündnis-Unternehmen Gerry Weber unterhält keine eigenen Geschäfte in Russland und der Ukraine, aber Geschäftsbeziehungen in beide Länder. Auch wenn unterbrochene Logistik und die ungewisse Situation aktuelle Lieferbeziehungen in die Ukraine aktuell schwierig machten, werde weiter Ware nach Russland ausgeliefert. Internationale Unternehmen, die wegen des Angriffs auf die Ukraine ihr Geschäft in Russland aussetzen, geraten nun ins Visier der russischen Generalstaatsanwaltschaft. Unter anderem solle dabei die Einhaltung der Verpflichtungen gegenüber russischen Arbeitnehmenden und deren Rechten geprüft werden, teilte die Behörde am Freitag mit. Die russische Regierung droht bereits offen mit der Enteignung der internationalen Unternehmen, die ihre Geschäfte in dem Land aussetzen. Die russische Regierung arbeite deshalb an Schritten, um eine Insolvenz der Firmen in Russland und dann eine Nationalisierung des Besitzes in die Wege zu leiten, sagte der Vize-Chef des russischen Sicherheitsrates, Dmitri Medwedew. Russische Einkaufszentren sind bereit, amerikanische und europäische Marken durch türkische und chinesische zu ersetzen. Laut dieser Berichte gibt es auch Spenden- und Unterstützungsaktionen für die Betroffenen des Kriegs. Adidas spendete 1 Mio. Euro an verschiedene Hilfswerke, darunter die UNO-Flüchtlingshilfe, und vergab eine Sachspende an Bedürftige in der Ukraine, Polen, Moldavien und Ungarn. Auch Marken, die keine stationären Läden in Russland oder der Ukraine haben und auch nicht über Onlineshops in die Länder verkaufen, zeigen Solidarität. So hat Textildiscounter Kik zum Beispiel eine Spendenaktion in Höhe von 5 Millionen Euro gestartet, teilte das Unternehmen am Montag mit. Die Summe wird an den UNHCR gespendet. Zudem habe Uniqlo eine Spende in Höhe von 10 Mio. USD und Kleidung angekündigt, die dem UNHCR zugutekommen soll.
Weitere Auswirkungen des Ukraine-Kriegs auf die Modebranche: Der russische Angriffskrieg in der Ukraine und die damit verbundenen Einschränkungen des Luftverkehrs haben unmittelbare Folgen auf die Lieferketten. In der Luftfracht fallen die aus dem EU-Luftraum verbannten russischen Gesellschaften aus, während die westlichen Airlines den Luftraum über dem größten Staat der Erde nicht mehr nutzen können. Flüge aus Mitteleuropa nach Japan, Korea und China verlängern sich teils um mehrere Stunden und können bis zu 20% weniger Fracht mitnehmen, wie die Lufthansa Cargo berichtet hat. "Die Wege nach Asien werden länger, die Kerosinkosten steigen und die Kapazitäten sinken", sagt der Frankfurter Fracht-Experte Joachim von Winning - zumal die Zulademöglichkeiten in Passagierjets trotz abflauender Corona-Krise absehbar nicht so schnell ausgeweitet werden, wie es zu Friedenszeiten zu erwarten gewesen wäre. Auch die Containerreedereien MSC und Maersk verkündeten einen vorübergehenden Stopp für alle Frachtbuchungen von und nach Russland. Die Bahn-Logistiktochter DB Schenker stellt ebenfalls ihre Sendungen nach Russland vorerst ein (Land-, Luft- und Seefracht).
EU-Lieferkettengesetz: In einem gemeinsamen Schreiben begrüßen die Verantwortlichen der OECD, der ILO und des UN OHCHR das Engagement der Europäischen Kommission, den Schutz der Menschenrechte und der Umwelt durch die Sorgfaltspflicht voranzutreiben (PDF), um die Angleichung der politischen Rahmenbedingungen an die globalen Standards für verantwortungsvolles unternehmerisches Handeln zu stärken. In dem Schreiben wird die notwendige Kohärenz mit internationalen Standardshervorgehoben, damit weltweit einheitlichere Bedingungen für die Ausübung von Geschäften und Rechtsklarheit geschaffen werden. Vor allem aber könne diese Kohärenz dazu beitragen, die Verwicklung von Unternehmen in die Schädigung der Menschen und des Planeten zu minimieren und zu verhindern und im Falle eines Schadens den Zugang zu wirksamen Rechtsmitteln zu erleichtern. Zudem sagen sie "Unsere Organisationen freuen sich darauf, den Legislativvorschlag im Detail zu prüfen und mit Ihnen zusammenzuarbeiten, um unsere gemeinsamen Ziele in den Bereichen Wirtschaft und Menschenrechte, menschenwürdige Arbeit und RBC (Responsible Business Conduct) im weiteren Sinne voranzubringen."
Produktionsländer
Indien: Nachdem sie sich 22 Monate lang geweigert hatten, haben sich 14 große Bekleidungslieferant*innen in Karnataka endlich dazu verpflichtet, ihren Beschäftigten den gesetzlichen Mindestlohn sowie alle ausstehenden Beträge zu zahlen; einige Lieferant*innen weigern sich jedoch immer noch. In der Tabelle vom Worker Rights Consortium sind die wichtigsten Bekleidungshersteller*innen in Karnataka aufgeführt, die sich zur Zahlung verpflichtet haben und die, die dies nicht getan haben, sowie die Namen der Marken, die von diesen Zulieferer*innen beziehen.
Ukraine: In Charkiw wurde eine Textilfabrik von einer Rakete komplett zerstört. Die Fabrik befindet sich in einer Wohngegend, in der sich keine militärischen Objekte befinden, berichtet Maria Avdeeva, die Forschungsleiterin der European Expert Association.
Sri Lanka: Ein privater Bus, der Arbeiter*innen aus dem Gebiet Pathakada zu einer Bekleidungsfabrik in Kahathuduwa transportierte kollidierte mit einem weiteren Bus. Bei dem Unfall wurden 23 Menschen verletzt, zwei davon schwer.