Häufige Fragen zur Preiskalkulation

Freiwilliger Aufschlag an der Kasse für die Näherinnen – eine gute Idee?

Beim Kauf eines Textils könnte jeder Käufer freiwillig der Kassiererin einen weiteren Euro überreichen, mit dem Hinweis " Bitte dies für die Näherinnen "

Die Idee eines Aufschlags wirkt im ersten Moment wie eine gute Sache, übrigens wurde sie auch schon von anderen (wie z.B. Mohammed Yunus) vorgeschlagen und von einigen Unternehmen auch praktiziert (Switcher, Lidl), die Aufschläge an die Näherinnen zahlen, aber nur für die Monate, wo sie ihre Ware nähen. Es spricht aber folgendes dagegen:

  1. Durch den Aufschlag im Laden steigt nicht der Mindestlohn im Land, denn er käme ja nur einzelnen Näherinnen in bestimmten Fabriken zu gute, es wird also nicht an den strukturellen Ursachen angesetzt, um eine generelle Verbesserung für alle zu erreichen.
  2. Ein Einkäufer, also z.B. P&C oder Ernstings’ Family lastet eine Fabrik selten zu 100% aus, sondern macht oft nur zwischen 10-30% der Produktion einer Fabrik aus, zudem laufen die Aufträge nicht das ganze Jahr über sondern vielleicht drei Monate. Wenn dann das Geld nur für 3 Monate zusätzlich gezahlt wird und womöglich nur an die Näherinnen, die die Ware für diese Marke produzieren, fühlen andere Näherinnen in der Fabrik sich ungerecht behandelt.
  3. Es ist nicht sicher, dass der Aufschlag auch wirklich weiter gereicht wird an die Näherinnen oder möglicherweise beim Fabrikbesitzer hängen bleibt.

Es ist deshalb eine bessere Lösung, wenn man die Näherinnen darin bestärkt, für ihre Rechte und vor allem für einen höheren Lohn zu kämpfen, weil dies dann allen Beschäftigten zugute käme. Außerdem ist die Organisierung der Beschäftigten der einzige Weg, strukturelle Veränderungen auf den Weg zu bringen, also auch weitere Verbesserungen der Arbeitsbedingungen, denn freiwillig haben Unternehmen noch nie etwas abgegeben, es muss immer „erkämpft“ werden, das zeigt auch unsere eigene Geschichte.

Preiszusammenstellung eines T-Shirts aus fairtrade Baumwolle laut FWF

Die Preiszusammensetzung für ein T-Shirt ergibt sich aus: 0,6% Lohn für die Arbeiter*innen, 12% Materialkosten, 0,9% feste Kosten, 4% Gewinn für die Fabrik (alles zusammen nennt sich "Kosten im Produktionsland" und beträgt 17,5%, die sollten aber nicht zusätzlich gezählt werden), 8% Kosten für Zoll, Transport etc., 4% Kosten für Zwischenhändler, 12% Kosten und Gewinn für das Markenunternehmen und 59% Kosten für den Einzelhandel (Ladenmiete, Personal, Gewinn, Mehrwertsteuer).

Quelle: http://www.fairwear.org/ul/cms/fck-uploaded/documents/policydocs/ClimbingtheLadderReport.pdf

 T-Shirt Preiszusammenstellung

 Grafik aus: Burckhardt, Gisela (2014) Todschick, S. 201

Was kostet ein öko-faires T-Shirt, was eine öko-faire Jeans?

Öko-faire T-Shirts gibt es online bereits ab 12-20 Euro. Der Preis für eine öko-faire Jeans liegt bei 80-100 €. Das heisst, dass ein öko-faires Kleidungsstück in der Regel billiger ist als ein Markenprodukt von Hugo Boss, Tommy Hilfiger, adidas oder Puma, denn da zahlt der Kunde und die Kundin in der Regel für die Werbung.

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