Was kann ich tun als Verbraucherin?
Es muss nicht sein, dass von durchschnittlich 60 Kleidungsstücken, die wir jährlich kaufen, über die Hälfte fast ungetragen im Müll landet. Wer stattdessen weniger, aber individueller kauft, kann die eigene Persönlichkeit besser zum Ausdruck bringen als durch uniforme Massenware. Auch Upcycling, Secondhand und Kleidertauschpartys sind spannende Möglichkeiten, neue Lieblingsstücke zu entdecken und gleichzeitig den Lebenszyklus von Kleidung in der Gesellschaft zu verlängern.
Unser Fair Fashion Guide (PDF-Datei) gibt viele Anregungen für einen bewussten, verantwortlichen Umgang mit Kleidung. Auf 34 Seiten zeigen Profi-Models faire Mode. Darüber hinaus gibt es viele Tipps für nachhaltigen Konsum: von der Kleiderpflege über Teilen und Tauschen bis zum Upcycling. Vor allem aber beleuchtet der Fair Fashion Guide die komplexen Hintergründe der Bekleidungsindustrie: Was sind die wahren Kosten der Mode für Mensch und Umwelt und wie funktionieren die globalen Lieferketten der Modeindustrie? Hier findet Ihr Antworten.
Der Guide wurde von FEMNET e.V. zusammen mit dem Beneficial Design Institute Berlin (Friederike von Wedel-Parlow, Chefredaktion) und Nicole Hardt (Creative Direction) entwickelt und realisiert.
Mehr Infos:
Beim Kauf eines Textils könnte jeder Käufer freiwillig der Kassiererin einen weiteren Euro überreichen, mit dem Hinweis " Bitte dies für die Näherinnen "
Die Idee eines Aufschlags wirkt im ersten Moment wie eine gute Sache, übrigens wurde sie auch schon von anderen (wie z.B. Mohammed Yunus) vorgeschlagen und von einigen Unternehmen auch praktiziert (Switcher, Lidl), die Aufschläge an die Näherinnen zahlen, aber nur für die Monate, wo sie ihre Ware nähen. Es spricht aber folgendes dagegen:
- Durch den Aufschlag im Laden steigt nicht der Mindestlohn im Land, denn er käme ja nur einzelnen Näherinnen in bestimmten Fabriken zu gute, es wird also nicht an den strukturellen Ursachen angesetzt, um eine generelle Verbesserung für alle zu erreichen.
- Ein Einkäufer, also z.B. P&C oder Ernstings’ Family lastet eine Fabrik selten zu 100% aus, sondern macht oft nur zwischen 10-30% der Produktion einer Fabrik aus, zudem laufen die Aufträge nicht das ganze Jahr über sondern vielleicht drei Monate. Wenn dann das Geld nur für 3 Monate zusätzlich gezahlt wird und womöglich nur an die Näherinnen, die die Ware für diese Marke produzieren, fühlen andere Näherinnen in der Fabrik sich ungerecht behandelt.
- Es ist nicht sicher, dass der Aufschlag auch wirklich weiter gereicht wird an die Näherinnen oder möglicherweise beim Fabrikbesitzer hängen bleibt.
Es ist deshalb eine bessere Lösung, wenn man die Näherinnen darin bestärkt, für ihre Rechte und vor allem für einen höheren Lohn zu kämpfen, weil dies dann allen Beschäftigten zugute käme. Außerdem ist die Organisierung der Beschäftigten der einzige Weg, strukturelle Veränderungen auf den Weg zu bringen, also auch weitere Verbesserungen der Arbeitsbedingungen, denn freiwillig haben Unternehmen noch nie etwas abgegeben, es muss immer „erkämpft“ werden, das zeigt auch unsere eigene Geschichte.
Die Preiszusammensetzung für ein T-Shirt ergibt sich aus: 0,6% Lohn für die Arbeiter*innen, 12% Materialkosten, 0,9% feste Kosten, 4% Gewinn für die Fabrik (alles zusammen nennt sich "Kosten im Produktionsland" und beträgt 17,5%, die sollten aber nicht zusätzlich gezählt werden), 8% Kosten für Zoll, Transport etc., 4% Kosten für Zwischenhändler, 12% Kosten und Gewinn für das Markenunternehmen und 59% Kosten für den Einzelhandel (Ladenmiete, Personal, Gewinn, Mehrwertsteuer).
Quelle: http://www.fairwear.org/ul/cms/fck-uploaded/documents/policydocs/ClimbingtheLadderReport.pdf
Am Beispiele eines H&M-T-Shirts hat FEMNET errechnet, dass die Kosten ohne Transport bei 1,35 Euro liegen bei einem Ladenpreis von 4,95 Euro. Der Lohnanteil einer Näherin an den 4,95 Euro sind gerade mal 2,6% also 13 Cent.
(siehe Preiskalkulation in der Broschüre: Im Visier Discounter, S. 5
http://www.femnet-ev.de/index.php/de/themen/ccc-kampagne/materialienstudien)
Öko-faire T-Shirts gibt es online bereits ab 12-20 Euro. Der Preis für eine öko-faire Jeans liegt bei 80-100 € . Das heisst, dass ein öko-faires Kleidungsstück in der Regel billiger ist als ein Markenprodukt von Hugo Boss, Tommy Hilfiger, adidas oder Puma, denn da zahlt der Kunde und die Kundin in der Regel für die Werbung.
Bei Billigkleidung muss davon ausgegangen werden, dass sie unter menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen hergestellt wurde. Jedoch ist teure Kleidung auch kein Garant für gute Arbeitsbedingungen. In den Preisen der Markenprodukte stecken viele Kosten für Werbung oder Ladenmieten in Deutschland. Die Herstellungskosten spielen dabei kaum eine Rolle. Am Preis der Kleidung lässt sich nicht erkennen, ob die Ware fair produziert wurde.
Ja, es gibt an die 60 Läden in Deutschland, die man hier findet:
Ethical Fashion Stores in Deutschland
Außerdem gibt es folgende Internetportale für öko-faire Kleidung:
- Konsumentenportal „Fair Fashion Finder“ - www.getchanged.net
- www.korrekte-klamotten.de
- Vertiefende Informationen zu Siegeln und Standards finden Sie auf www.gruenemode.org von der Christlichen Initiative Romero.
- Die Schweizer Kampagne für Saubere Kleidung hat außerdem Marken bewertet (2010 und 2012) http://www.evb.ch/p17957.html und einen Iphone App dafür entwickelt.
Öko-faire Kleidung lässt sich anhand von Siegeln erkennen.
Eine Übersicht dazu gibt es auf unserer Webseite unter https://femnet-ev.de/index.php/themen/oeko-faire-kleidung/siegeluebersicht
Unternehmen, die Mitglied bei der FWF sind, verpflichten sich zu menschenwürdigen Arbeitsbedingungen in der Textilproduktion. Die Mitgliedschaft in der FWF stellt eine Art "Unternehmenssiegel" dar d.h. FWF führt Kontrollen in den Zuliefererfirmen durch und überprüft das Management des Mitglieds z.B. hinsichtlich einer fairen Einkaufspolitik. Die Mitglieder der FWF sind aber nicht immer schon voll "sauber", verpflichten sich aber, dahin zu arbeiten und müssen dies auch jährlich nachweisen.