Häufige Frage zu Arbeitsbedingungen in Billiglohnländern und ihre Kontrolle
Auf dem Statistik-Portal Statista wird Zahlenmaterial zu den wichtigste Herkunftsländer für Bekleidungsimporte nach Deutschland nach Einfuhrwert im Jahr 2015 (in Millionen Euro) dargestellt:
Der erste Schritt wäre, dass zunächst mal die Unternehmen ihre Lieferkette kennen und sich um die Arbeitsbedingungen kümmern. Dazu ist eigentlich jedes Unternehmen nach den UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte international verpflichtet. Und der zweite Schritt wäre, dass man die Einkaufspraktiken ändert: längere Lieferzeiten, Unterstützung des Produzenten, indem man ihm faire Arbeitsbedingungen ermöglicht, was vor allem heißt, einen fairen Preis zu zahlen.
Das ist leider ein Trugschluss - viele denken, wenn man bei teuren Marken einkaufe, dann müssten die Arbeitsbedingungen auch entsprechend fair sein. Teure Kleidung ist aber nicht per se fair. Große und teure Marken lassen teilweise in den gleichen Fabriken produzieren, wie Discounter. Design und Stoff haben vielleicht eine bessere Qualität aber die Arbeitsbedingungen der Näherinnen sind die gleichen.
Es gibt kein Land, das niedrigere Lohnkosten als Bangladesch hat. Stundenlöhne von unter 40 US-Cent sind Standard. Im Monat verdient eine ungelernte Arbeiterin umgerechnet 30 €.
Gemäß Berechnungen der Asia Floor Wage Campaign sollten die Arbeiterinnen 2012 folgende Löhne verdienen:
Mindestlohn <=> AFW
Bangladesch: 28,35 Euro 115,22 Euro
Kambodscha 46,61 Euro 126,06 Euro
Sri Lanka 55,24 Euro 125,27 Euro
Indien 73,44 Euro 114,05 Euro
Indonesien 80,88 Euro 174,41 Euro
China 124,00 Euro 216,37 Euro
Die für westliche Verbraucherinnen und Verbraucher schuftenden Frauen sind extrem schlecht bezahlt und verfügen über keinerlei arbeits- und sozialrechtliche Sicherheiten wie Arbeitsverträge, Krankenversicherung, Rente, Mutterschutz oder Urlaubsansprüche.
Zwei Überstujnden/Tag sind üblich, aber viele Arbeiterinnen machen weitere Überstunden und arbeiten teilweise bis zu100 Studen/Woche. um einen das Überleben ihrer Familien annähernd sichernden Lohn zu erzielen.
Viele werden nach einem täglich vorgegebenen Produktionsziel bezahlt. Dieses ist so unrealistisch hoch, dass es die Näherinnen an einem normalen Arbeitstag von acht Stunden unmöglich erreichen können. Deshalb müssen sie Überstunden machen.
Aufgrund des enormen Arbeitsvolumens verlassen viele Befragten die Fabrik erst zwischen 20 und 22 Uhr, nach 12 bis 14 Stunden Arbeit. Viele brauchen dann noch eine Stunde für den Weg nach Hause, wo sie zusätzlich die Hausarbeit verrichten.
Überdies machen viele Frauen Nachtschichten, etwa wenn die Verschiffung von Waren ansteht. Sie arbeiten dann bis Mitternacht ohne Unterbrechung und nur wenig Essen. Viele schlafen auf dem nackten Boden in der Fabrik, weil sie sich fürchten, nachts allein nach Hause zurückzukehren.
Weigern sie sich, Überstunden oder Nachtschichten zu machen, werden die Arbeiterinnen bestraft – z.B. wird ihnen der Lohn gekürzt oder die Krankschreibung verweigert.
Häufig werden die Näherinnen sexuell belästigt, gedemütigt und beschimpft, aus Scham reden die Frauen jedoch kaum darüber.
Auch kommt es immer wieder zu Fehlgeburten, weil schwangere Frauen keinen Schutz erhalten: Viele müssen auch im schwangeren Zustand stehend arbeiten, zusätzliche Pausen für stillende Mütter gibt es nicht.
Versuchen sich die Frauen zu organisieren, werden sie meist umgehend entlassen, weshalb nur ein kleiner Teil der Näherinnen gewerkschaftlich organisiert ist.
Quelle: Kampagne für Saubere Kleidung, (2012), Im Visier Discounter, S. 20ff