Nachrichten - Solidarisch wirken Coronakrise

Frauen erhalten „Dignity-Kits“, Pakete mit Damenbinden, Seife, Kondomen. © Cividep
Nothilfe für Frauen – wie geht Cividep vor?
Rathnamma arbeitet als Näherin in der Bekleidungsindustrie. Ihr Mann hatte vor sechs Monaten einen Unfall, der ihn arbeitsunfähig machte. Rathnamma ist nun Alleinverdienerin. Sie haben eine 15 Jahre alte Tochter, die in die 9. Klasse geht. Aufgrund des Corona bedingten Lockdowns können sie sich Miete und Schulgebühren nicht mehr leisten.
Auch Lalithamma ist als Näherin tätig. Sie und ihr Ehemann sind getrennt. Lalithamma lebt mit ihren zwei Kindern. Sie verdient das Geld, um Miete, Lebensmittel, Ausbildung ihrer Kinder und sonstige Kosten zu decken. Ihre größte Sorge ist derzeit kein Geld für die Miete und Lebensmittel zu haben.
Wohnen in Bangalore
Die meisten Textilarbeiter*innen, die nicht von Ehemännern mit stabilen Gehältern unterstützt werden, leben in Ein-Zimmer-Hütten, die circa 4,50 Meter mal 4,50 Meter groß sind. Die Hütten sind meist aus schlechten Materialien gebaut, und bestehen oft nur aus Asbestplatten. Es gibt keine privaten Badezimmer oder Zugang zu fließendem Wasser. Es ist üblich, dass sich Nachbarschaften und Siedlungen gemeinsam Toiletten und Waschstellen teilen.
Die Miete für solch ein Haus beträgt normalerweise zwischen 55 bis 72 Euro (4500 – 6000 Rupien). Für Rathnamma und Lalithamma bedeutet das, dass sie in der Regel die Hälfte ihres Monatsgehaltes für die Miete ausgeben.
Unterstützung für Frauen geführte Haushalte
Cividep in Kooperation mit Munnade und GLU unterstützt Frauen wie Rathnamma und Lalithamma. Sie ermitteln Bedarfe von Frauen geführten Haushalten, wenig Verdienenden, oft Tagelöhner*innen, und Migrant*innen oder auch Minderheiten.
Für die Auswahl und Unterstützung gibt es Kriterien: Haushalte mit weiblichem Haushaltsvorstand erhalten die höchste Präferenz. Mietzahlungen, das Nachfüllen von Gas zum Kochen und Ausgaben für die Ausbildung von Kindern haben Vorrang.
Cividep Freiwillige packt Pakete für Frauen mit Reinigungsprodukten. © CividepFrauen, die bisher erreicht und unterstützt wurden, arbeiten meist in der Bekleidungsindustrie. Die prekären Verhältnisse, denen sie bereits vor der Corona Krise ausgesetzt waren, sind durch den Verlust von Arbeitsplätzen, Löhnen und Zugang zu lebenswichtigen Gütern nun noch verschärft. Viele dieser Frauen führen Ein-Eltern-Familien, unterstützen Behinderte, Ältere oder chronisch kranke Familienmitglieder.
Auf Grund der Kriterien wurden Rathnamma und Lalithamma von Cividep unterstützt. Sie bekamen Zuschüsse, um ihre Miete zahlen zu können. Auch Hygieneprodukte (Dignity Kits), wie Damenbinden, Seife, Kondome werden verteilt.
Insgesamt empfingen 120 Personen Unterstützung für Mietzahlungen, Lebensmittel, Gas zum Kochen, Hygieneprodukte und Handyguthaben. In Kooperation mit Greenpeace und Munnade wurden 300 besonders bedürftige Familien im südlichen Bangalore mit organisch produzierten Lebensmitteln erreicht.
1000 Lebensmittelpakete gingen an Arbeiterfamilien in Krishnayanapalya. Die Familien stammen vorwiegend aus Orissa und sind als Migrant*innen in Krishnayanapalya ebenfalls in einer besonders prekären Situation, da sie sich Feindseligkeiten und Ausschluss von staatlichen Hilfen gegenübersehen. Arbeiter*innen in Konankunte, einem Vorort von Bangalore, erhielten ebenfalls Notpakete mit Lebensmitteln.
In Bangalore hoffen Cividep, Munnade und GLU sowie die betroffenen Arbeiter*innen auf die Unterstützung der Karnataka Regierung und die Ausgabe von Lebensmittel durch das Arbeitsministerium. Dazu hat die Regierung ein Portal ins Leben gerufen. Cividep hat alle Arbeiter*innen, mit denen Kontakt besteht, in das Portal eingetragen, sodass sie hoffentlich in Zukunft staatliche Unterstützung erhalten werden.
Die Nothilfe von Cividep, Munnade und GLU kann sich dann hauptsächlich auf weitere lebenswichtige Bereiche, wie Mietunterstützungen und Schulgebühren richten.
- Kategorie: Coronakrise