#GegenModerneSklaverei in indischen Spinnereien
Ausbeutung von Arbeiter*innen, insbesondere von Frauen, ist in der Textilbranche an der Tagesordnung. Das sogenannte „Sumangali“-System im südindischen Bundesstaat Tamil Nadu ist jedoch eine besonders perfide Variante. Übersetzt heißt Sumangali „glückliche Braut.“ Doch auf die Mädchen und Frauen, die unter diesem Motto in die lokalen Spinnereien gelockt werden, wartet nicht das Glück, sondern sie werden buchstäblich und brutal versklavt.
Fakten der Ausbeutung
- 70-85 % der Arbeiterinnen sind minderjährig: 14-18 Jahre.
- Der Lohn, der erst nach mehreren Jahren ausgezahlt wird, entspricht noch nicht einmal 20 % des gesetzlichen Mindestlohns.
- 12 Stunden-Arbeitstage oder -nächte sind die Regel, häufig mit nur einem freien Tag pro Woche.
Das Ausbeutungssystem wird seit kurzem von den Fabriken nicht mehr als „Sumangali" sondern als „Camp Labour“ bezeichnet, was nichts daran ändert, dass es sich um menschenverachtende Zwangsarbeit handelt. Weitere Fakten zur dieser Form der modernen Ausbeutung und Begriffsdefinitionen lesen Sie in unserer Hintergrundrecherche.
FEMNET klärt über dieses Ausbeutungssystem seit 2015 auf. Wir haben dazu Studien veröffentlicht und Vortragsreisen durch Deutschland von Frauen aus Indien organisiert. Als Frauenrechtsorganisation setzen wir uns insbesondere für die unterdrückten Mädchen in den Spinnereien ein.
Unsere Ziele
Wir wollen die Arbeitsbedingungen in den Spinnereien Tamil Nadus verbessern und der Versklavung junger Frauen und Mädchen im Sumangali- bzw. Camp-Labour-System ein Ende setzen.
Das wollen wir erreichen:
- Die Beseitigung menschenunwürdiger Arbeitsbedingungen durch Politik und Unternehmen.
- Die Aufmerksamkeit von Verbraucher*innen und Medien erlangen, um das Thema auf die gesellschaftliche Agenda zu setzen und so Druck auf Unternehmen und Politik auszuüben.
- Die nachhaltige und systemische Verbesserung der Arbeitsbedingungen in den Spinnereien Tamil Nadus und effektivere Kontrollen durch staatliche Inspekteure.

Unsere Aktivitäten und Maßnahmen
Kampagne #GegenModerneSklaverei
Mit einer bundesweiten Kampagne #GegenModerneSklaverei setzen wir uns dafür ein, dass die verheerenden Arbeitsbedingungen in den Spinnereien publik werden und haben so den Weg für eine Abschaffung des Sumangali-Systems geebnet.
Vortragsreise und Bildungsangebote
Vom 9. bis 20. Mai 2016 organisierten wir zusammen mit unseren Partner*innen der NGO SAVE eine deutschlandweite Vortragsreise mit zwei Expertinnen aus Indien - der Wissenschaftlerin Dr. Anibel Ferus-Comelo, Autorin einer Studie zum Thema und Mary Viyakula, Mitarbeiterin von SAVE.
Bündnisinitiative Tamil Nadu: Bessere Arbeitsbedingungen für rund 500.000 Arbeiter*innen
Mit unserer indischen Partnerorganisation SAVE haben wir im Rahmen des Textilbündnisses ein Projekt angestoßen, um gemeinsam mit Wirtschaft und Politik die Arbeitsbedingungen in den Spinnereien des Bundesstaates Tamil Nadu zu verbessern - die „Bündnisinitiative Tamil Nadu.“ Seit Juli 2018 arbeitet unsere Partnerorganisation SAVE vor Ort daran, durch Trainingsprogramme für Arbeiter*innen und Management in 300 Spinnereien der Ausbeutung junger Frauen im dort verbreiteten Sumangali- oder Camp-Labour-System entgegenzuwirken. Auf diese Weise wollen wir schon bis Anfang 2020 die Arbeitsbedingungen von rund 500.000 Arbeiter*innen nachhaltig verbessern.
Projektinformationen
- - Themenbereich:
- Sumangali: Moderne Sklaverei in der Modeindustrie
- - Land:
- IndienDeutschland
- - Projektlaufzeit:
- seit 2016
- - Partner:
- Social Awareness and Voluntary Education (Save), IndienCividep, Indien
- - Projektförderer:
- Engagement Globalmisereor GLS Friedrich-Ebert-Stiftung
- - Projektverantwortliche:
- Gisela Burckhardt
- - Downloads:
- „Die moderne Form der Sklaverei in
indischen Spinnereien“ (PDF-Datei)