#GegenGewalt an Textilarbeiterinnen - Arbeit vor Ort

Frauen stärken und Strukturen schaffen in Indien und Bangladesch

Die textile Produktions- und Lieferkette ist komplex. Daher greifen einseitige Konzepte gegen Gewalt am Arbeitsplatz zu kurz. Ein Kernelement unserer Arbeit vor Ort ist daher der systematische Aufbau von Dialogstrukturen zwischen Politik, Nichtregierungsorganisationen (NGOs), Gewerkschaften und Textilunternehmen, damit die Akteure gemeinsam und gezielt geschlechtsspezifische Gewalt in den Textilfabriken bekämpfen. So werden durch kontinuierlichen Erfahrungsaustausch und Lernprozesse nachhaltige Verbesserungen der Arbeitsbedingungen erreicht.

Schweigen brechen – auf allen Ebenen

Gewalt an Mädchen und Frauen ist ein Tabuthema - vor allem wenn es um sexualisierte Gewalt am Arbeitsplatz geht. Das gilt weltweit, ist aber in Ländern wie Indien und Bangladesch umso dramatischer, wo Betriebsräte und Gewerkschaften kaum und nur gegen großen Widerstand des Managements gegründet werden. Die Probleme bleiben unsichtbar - verschwiegen oder verdrängt. Daher unterstützen wir unsere Partnerorganisationen dabei, auch in den Produktionsländern das Schweigen zu brechen und die Situation der Frauen durch Advocacy und Kampagnenarbeit auf die gesellschaftliche Agenda zu setzen.

 

© FEMNET

Bangladesch: Frauen stärken, Anlaufstellen und Gesetze schaffen

Unsere Partnerorganisation BCWS arbeitet konsequent auf die Gründung von Fabrikkomitees als Anlaufstellen für Frauen hin, damit die Arbeiter*innen Gewalterfahrungen im Dialog miteinander und mit dem Management thematisieren können. Sie müssen dabei auch auf klare Zuständigkeiten treffen, die für Abhilfe sorgen. Sie werden über ihre Rechte aufgeklärt und bei der Organisation ihrer Interessen im Sinne der Hilfe zur Selbsthilfe unterstützt.

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Indien: Trainings in Fabriken, Zivilgesellschaft fördern, Strukturen verankern

In Indien gibt es im Gegensatz zu Bangladesch gesetzliche Vorschriften zur Einrichtung von Beschwerdegremien in den Fabriken, doch werden sie nur unzureichend umgesetzt. Wir arbeiten insbesondere daran, dies in den Spinnereien Südindiens zu ändern, da diese von besonders schwerwiegenden Formen der Gewalt gegen junge Frauen und Mädchen geprägt sind. Dafür unterstützen wir unsere Partnerorganisation SAVE über das FEMNET-Projekt #GegenGewalt und im Rahmen der „Bündnisinitiative Tamil Nadu“ des Textilbündnisses.

Studie: Stop the Violence - Break the Silence

Eine am internationalen Frauentag 2020 veröffentlichte Studie verdeutlicht das Ausmaß von Belästigung und Gewalt in der Textilindustrie in Bangladesch, der wichtigsten Branche des Landes. Der Bericht von FEMNET und BCWS zeigt, dass rund 75 Prozent der über 600 befragten Arbeiterinnen regelmäßig Opfer von sexueller Belästigung in den Fabriken werden. Dennoch treten Gewalt und Belästigung im Rahmen von Sozialaudits und anderen Standardinstrumenten für Fabrikinspektionen meist nicht zutage. Staaten und Unternehmen schöpfen ihre Handlungsmöglichkeiten nicht aus, um Frauen vor Übergriffen zu schützen. FEMNET und ihre Partnerorganisationen fordern die sofortige Ratifizierung und wirksame Umsetzung internationaler Übereinkommen zum Schutz der Frauen in globalen Lieferketten.

Zur Pressemitteilung vom 8.3.2020...

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